## Title: Franz Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin. Antwerpen, Montag, 16. April 1883 ## Author: Weber, Franz ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A044439 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Antwerpen am 16ten April 1883. Mein sehr geehrter Herr Professor, Ihr Brief vom 29ten vor. Mts gelangt erst jetzt in meinen Besitz, den Meinigen vom 12ten März werden Sie inzwischen erhalten und sich daraus die Ursache meiner verzögerten Antwort erlesen haben. Ich beeile mich nun Ihnen die gewünschte Auskunft zu ertheilen, soweit mir dies jetzt möglich ist. Moscheles' Uebersetzung von Schindlers BeethovenBiographie befindet sich in der Bibliothek des British Museum (Englische Nationalbibliothek) und obschon man da sehr strikt ist und dem profanum vulgus die Bücher nur an Ort und Stelle zur Benutzung überlässt, so zweifle ich doch nicht daß man das Werk auf Anfrage Ihrer Königl Bibliothek nach Berlin verleihen wird. Schade daß ich jetzt nicht selbst in London bin, ich hätte Ihnen dann sicher das Buch auf einfachere Weise verschaffen können da es sich, so viel ich mich erinnere, auch in der Bibliothek der Sacred Harmonic Society (jetzt dem neu zu errichtenden Royal College of Music übermacht) sowie auch wohl im Privatbesitz befindet. Im Falle Sie also letzteren Weg vorziehen oder auch indem das Buch (was ich zwar kaum glaube) nicht aus dem British Museum verliehen wird, bitte ich mir sofort davon Mittheilung zu machen und ich werde dafür Sorge tragen daß Ihnen das Werk prompt zugestellt wird. Wie gesagt, es thut mir leid von London abwesend zu sein, sonst hätten Sie's gewiß schon längst in Händen. Also noch immer sind Sie leidend, und an Ihrer so wichtigen Arbeit gehindert? Möge es Ihnen doch recht bald wieder besser gehen; wir sehen ja jetzt dem Frühling entgegen, der wird, mit dem Ostwind und allem winterlichen Graus zusammen, auch Ihr Uebel verscheuchen! Das hoffe ich sicher. Seit gestern befinde ich mich hier; eine beliebte, Gemälde-reiche Stadt, deren Zwitter-Charakter, was das antionale Leben (wenn man's so nennen darf) anbetrifft, mir jedoch wenig zusagt. Uebermorgen, also am 18ten, denke ich in Darmstadt zu sein. Vielleicht erfreuen Sie mich dort mit ein paar Zeilen, falls es Ihre Zeit und Gesundheit erlauben. Und bitte, verfügen Sie über meine Vermittlung in Sachen der Moscheles Biographie falls es Ihnen irgendwie wünschenswerth erscheint. Ihr stets treu Ergebener F.Weber Nehmen Sie nur, bitte, mit Ihrer gewohnten liebenswürdigen Rücksichtnahme, keinen Anstand in obiger Angelegenheit sich meiner so gern gewährten Dienste zu bedienen. Ich könnte mir z. B. das Buch kommen lassen und Ihnen eine Uebersetzung des Verlangten übersenden, was mir jetzt eine willkommene Beschäftigung wäre, während Sie sich leicht einer hülfreichen Hand bedienen könnten welcher Sie Ihre Wünsche in Betreff der Sache in die Feder diktiren könnten um mich von dem Gewünschten zu unterrichten. F.W