## Title: Christoph Kuffner: Zwei Gedichte anlässlich der UA der „Euryanthe“ in Wien ## Author: Christoph Kuffner ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031712 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Nach der ersten Vorstellung der Oper "Euryanthe", von Carl Maria v. Weber.I. Musikalische Leiden und Freuden eines Layen. So hat nun endlich doch verhallet Der Beyfallsmenge Sturmgebraus, Und wie aus glüh’ndem Ofen wallet Mein armer Leib vom Opernhaus! Durch meine Seele aber ziehen Die Melodie‘n und Harmonie’n Wie Geisterchöre aus und ein, Dazwischen klingt das Jubelschrey’n. Zerquetscht – entzückt – erstarrt – durchglüht – Weiß ich kaum selbst, wie mir geschieht, O musikalische Freuden, Wie groß sind eure Leiden! Noch drückt mich des Entzückens Schwere, Bin lustbewegt, doch lendenlahm; Noch schwimm’ ich wie auf wildem Meere, Das Herz voll Glück, den Leib voll Gram. Leicht wär’s, all dieses zu ertragen, Dürft’, wie Pythagoras ich wagen, Was mir in Geist und Herzen wohnt, Keck hinzuschreiben auf den Mond: Dann wüßte alle Welt noch heut, Was uns beglückte hat erfreut. O musikalische Leiden, Wie groß sind eure Freuden! Wir sehn ja heut im schönsten Werke Kunst der Natur, Natur der Kunst, Bezaubert von der Doppelstärke Des Günstlings mit vereinter Gunst. Als sie nun heute mich entzückten Im Lustgedränge fast erdrückten Da seufzt’ ich leise: "Wie Gott will! Maria Weber, gib mir Glück! Du selber schriebst ja: Wie Gott will!" Er wollte – und Du schufst ein Meisterstück. O musikalische Leiden, Wie groß sind eure Freuden! II.Wir wollen nicht rühmen und loben und preisenIn wohl ausstudirten und zierlichen Weisen,Nicht Schlagwitz und steife Bewunderung zeigen;Wir wollen nur kindlich am Werk uns erfreu’n,Und voll von der Liebe zum Meister nur seyn.Das herrliche Werk wird nun Tausenden eigen,Der Herrliche selbst ist jetzt unser allein!#lb#D’rum find’ er beym heutigen FesteNur liebende fröhliche Gäste;Bewunderer bleiben ihm ewig nicht ausIn der Welt wie im vollen Theaterhaus.Und hat der Geehrte uns alle noch heutErst durch sich dann mit sich erfreut,So wünschen wir ihm eine ruhige Nacht.Zwar hat er uns alle unruhig gemacht,Doch wünschen wir ihm schöne gute Nacht;Er hat ja das Schönste zu Tage gebracht.Zum Schluß nun die Gläser empor,Und rufet in fröhlichem Chor:Unser Weber,Hoch leb’ erUnd webe noch manches Gewebe,Das mit ihm Jahrhunderte lebe!#lb#Kuffner.