Webers Presse-Arbeit in Prag Solveig Schreiter

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Die mit Webers Anstellung als erster Kapellmeister an der Oper in Prag verbundenen zeit- und kraftraubenden Arbeiten führten zu einer Unterbrechung seiner bisherigen schriftstellerischen Tätigkeit ab Anfang 1813. Dass ihn Verhinderungen mancher Art […] von ausführlichen Berichten abgehalten und er anderntheils […] auch gern zugleich den Erfolg so mancher neuen Erscheinung, Anstrengung und Thätigkeit abwarten und bezeichnen wolle, resümierte er in seinem dann endlich im September 1815 in der AmZ erscheinenden Bericht Ueber Prag, der den Auftakt zu einer Folge unterschiedlichster Pressemitteilungen Weberschen Ursprungs bildete.

Alles in allem bleibt die Zahl seiner Veröffentlichungen in der Moldau-Metropole überschaubar und lässt sich grob in drei große Bereiche gliedern:

die im Oktober 1815 eröffnete Serie der Dramatisch-musikalischen Notizen, vereinzelte Aufsätze über das Prager Musikleben bzw. Konzertkritiken für die K. K. privilegirte Prager Zeitung sowie diverse weitere Arbeiten verschiedener Art, bei denen Webers Anteil zwar naheliegend, aber nicht hundertprozentig gesichert istTeilweise veröffentlicht in: Hinterlassene Schriften von Carl Maria von Weber, hg. von Theodor Hell, 2. Bd. Dresden und Leipzig 1828 und Georg Kaiser, Sämtliche Schriften von Carl Maria von Weber. Kritische Ausgabe, Berlin und Leipzig 1908..

In dem bereits erwähnten ausführlichen Bericht über Prag beklagt Weber gewisse Missstände in der Hauptstadt Böhmens: den Mangel an zentralen Begegnungsstätten, wo ein Ideenaustausch stattfinden kann, die starke Trennung der Stände, fehlenden Fremdenverkehr bzw. ungünstige Bedingungen für die hier lebenden Künstler und Gelehrten. Einzig Prags Kunstanstalten machten die Stadt seiner Meinung nach konkurrenzfähig mit anderen Bildungszentren Deutschlands und rücken in seiner Darstellung des kulturellen Lebens daher besonders in den Fokus. Seine Ausführungen z. B. über das Theater fungieren natürlich in gewisser Weise auch als Werbeträger für das unter seiner Leitung stehende Institut. Dass Weber dabei aber auch über den Tellerrand schaut, beweist der Umstand, dass er einer weiteren wichtigen Prager Kunstanstalt, dem Konservatorium für Musik, später einen separaten Aufsatz (Teil 1 und Teil 2) widmete.

Um das mit einer guten Portion Kaltblütigkeit versehen[e] Prager Publikum entsprechend zu präparieren, ersann Weber sein Projekt der Dramatisch-musikalischen Notizen, einzelne kurz vor der jeweiligen Aufführung in der K. K. privilegirten Prager Zeitung geschaltete Operneinführungen, die er mit einem seine Motivation und Ambitionen darstellenden Vorwort im Oktober 1815 ankündigte und von denen dann insgesamt sechs während der verbleibenden Prager Amtszeit erschienen. Diese Reihe der Werkeinführungen setzte Weber erfolgreich in Dresden fort, welche dort dann in der Abendzeitung publiziert wurde (vgl. Themenkommentar Dramatisch-musikalische Notizen).

Die verschiedenen Konzertkritiken, die Weber ebenfalls für die Prager Zeitung verfasste, erschienen im Gegensatz zu den Dramatisch-musikalischen Notizen sämtlich anonym und meist zusammengefasst unter der Überschrift Conzertmusik zu Prag bzw. Tonkunst zu Prag.

Dazu gehören sowohl die Rezension über Webers eigene Akademie im Dezember 1815 als auch die Berichte aus der Spielzeit 1815/16 über verschiedene Konzerte der Mitglieder des Prager Theaterensembles und des Konservatoriums für Musik sowie auch diverse Nachrichten über Gastspiele durchreisender Künstler:

Konzerte von Franz Siebert, Anna Czegka und Joseph Sellner/Michael Janusch Konzert von Friedrich Wilhelm Pixis Akademie von Ferdinand Fränzl Akademien (1. Teil und 2. Teil) von Johann Nepomuk Hummel Akademiekonzert von Johann Peter Pixis.

Zu Ostern 1816 schaltete Weber eine Conzert-Uebersicht der Fastenzeit, die in sieben Teilen in einzelnen Nummern der Prager Zeitung erschien:

Konzerte von Franz Kral und Therese Grünbaum sowie erstes Konzert der Zöglinge des Konservatoriums zweites Konzert der Zöglinge des Konservatoriums Akademien zum Besten des Fonds zur Unterstützung der Hausarmen Abendunterhaltung von Therese Brunetti und Konzert von Franz Clement Akademien von Leopold Eustach Czapek und Johann Christian Mikan Akademie zum Vorteil des Tonkünstler-Witwen- und Waisen-Instituts Liebhaberkonzert von Johann Wenzel

Den Abschluss von Webers Konzertkritiken vor seinem Weggang aus Prag bildete der Bericht über die Konzerte von Mauro Giuliani und Auguste Amalie Schmalz.

Die Veröffentlichungen verschiedener Art umfassen zum einen Webers Beteiligung an einer Publikation im Sammler und zum anderen seine Zuarbeiten zum Taschenbuch für Schauspieler und Schauspielfreunde 1816 und 1817 von Johann Wenzel Lembert.

Bei ersterem handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine von Weber und dem Theaterdirektor Johann Carl Liebich gemeinsam verfasste Antwort auf einen (mit B – i. gezeichneten) Artikel im Sammler (1. Teil 10. Oktober und 2. Teil 12. Oktober 1815), der heftige Kritik an der Personalpolitik des Ständetheaters geäußert hatte. Obwohl die Reaktion darauf, die am 9. November im selben Blatt erschien nur von Liebich unterzeichnet ist, lässt der Tagebuch-Eintrag vom 23. Oktober Mittag bey Liebich. Aufsaz gegen den Sammler […] geschrieben auf Webers Mitautorschaft schließenVgl. auch Frank Ziegler, Daniel Gottlieb Quandt, Carl Maria von Weber und der Allgemeine Deutsche Theater-Anzeiger, in: Weberiana, Heft 24 (2014), S. 96–100.. Aufgrund von Liebichs Anmerkung, daß der Herr Operndirector, Carl Maria v. Weber, eben so von dem Besten für das Gedeihen der Kunstanstalt beseelt, meine Ansichten hierüber theilt, ist davon auszugehen, dass Webers Ansichten mit Liebichs rechtfertigenden Äußerungen gegenüber dem unbekannten Kritiker konform gingen.

Was die Zuarbeiten für Lemberts Taschenbuch betrifft, wird eine genaue Eingrenzung Weberscher Einflussnahme schwieriger. Hinweise hierzu kommen wiederum aus dem Tagebuch. Der Eintrag unter dem 16. November 1815 Lembert nebst Notizen für den TheaterAlmanach könnte darauf hindeuten, dass die Auflistung zum Personal und Spielplan des Ständetheaters Prag (Spielzeit 1815) im 1. Jg. des besagten Theater-Verzeichnisses auf Webers Ausführungen basiert. Rätselhaft dagegen bleibt Webers Vermerk ein knappes Jahr später unter dem 27. August 1816: an Lembert geschrieben nebst Aufsaz für Almanach. In Lemberts Nachschlagewerk (2. Jg. 1817) ist kein explizit von Weber gezeichneter Aufsatz zu finden, jedoch könnten hier erneut die Ausführungen zum Prager Theater gemeint sein.

Eine Übersicht weiterer Themenkommentare zu Webers Wirken am Prager Ständetheater findet sich in der Dokumentation Carl Maria von Weber als Operndirektor des Prager Ständetheaters von 1813 bis 1816.