## Title: Gedicht von Ernst Ortlepp „Der Freischütz“ ## Author: Ernst Ortlepp ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030969 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Der Freischütz.Fort reißt und fort Dein mächtiger Donnerton, Orkusbeseelter! Hui! wie das Feuermeer In Nacht und Flammen zischt und prasselt, Und wie die Hölle Dich, armer Jäger, Empört umfluthet! Samiel, Samiel, O was beginnst Du, Finsterer! – Der süßen Braut Gießt er die Todeskugel, ach, die Gott in der Brust und die Liebe schlummert. In frohen Chören winden die Mädchen Dir Mit veilchenfarb'nen Fäden den Jungfernkranz, Indeß der Jäger muntre Schaaren Singend zum Probeschuß sich versammeln. O wackrer Schütze fehle der Taube nicht! - Lenk' ab Dein Rohr, ach, wehe! die finstre Macht Verdirbt Dich; sieh', dort naht die Jungfrau, Halt! – Doch schon stürzte die Holde nieder! Aber wie wirbeln seltsame Töne dort Um den Verführer! Seht, wie der Fluchende In Blut sich wälzt und gegen finstre Geister sich wild epileptisch aufrafft! Der Hölle Pforten öffnen sich, Caspar, Dir! - Doch aus den Wolken drängt sich der Flammenglanz Des hellen Lichtmeers – sieh', des Ew'gen Leuchtendes Auge blickt freundlich nieder! Fort reißt und fort nun wieder Dein Donnerton, Beseelter Meister, aber wie Cherubim, (Die tiefste Seele bebt) am großen Tage zu Gottes Gerichten singen. Ortlepp.