## Title: Helmina von Chézy an Karl Theodor Winkler in Dresden. Dresden, Dienstag, 14. Mai 1822 ## Author: Helmina von Chézy ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A046296 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Die Zeit wird mir lang, verehrter Freund, bis ich wieder von Ihnen etwas höre. Sie sehn, ich bin noch immer nicht weggekommen. Dresden ist ein strenger Herzenmagnet, der nicht einmahl Urlaub, geschweige Abschied giebt. Ich sende Ihnen eine neuerdings umgearbeitete Szene, aus dem wiederum ganz umgeschmolzenen Galan Fantasma. lassen Sie ihn an Vesportions Hand erscheinen, so ist ihm viel Liebe voraus gewonnen. Der Mensch, sagt Jean Paul thut lieber mehr, als seine Pflicht, als seine Pflicht. | So male ich es indem ich noch nicht so geschickt gewesen einen Ihrer mich recht fremden Wünsche zu erfüllen, hingegen Ihnen zeige, daß ich weder meines Freundes, noch seines blühenden Töchterleins vergesse.Auch die Euryanthe liegt im Schmelztiegel, der erste Akt ist nun rein heraus gekommen, u. ich werde ihn Ihnen schicken. Wollte Gott, der Zweyte wäre fertig. | Wenn man doch gleich ins Denken ohne Hand schreiben könnte – Sprache soll ungefähr das seyn, besonders bey Unsereinem, wie Sie u. ich, die nicht mit, ich glaube Larochefoucald sagen: La parole est un art, inventé pour cacher la pensée. Empfangen Sie meinen innigsten Frühlingsgruß, hätte ich ein Lied, Sie sollten es haben, aber noch hab ich keines. Von ganzer Seele Ihre redliche Freundin Helmina Ch. 14 May früh. 1822.