## Title: Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden. Wien, Mittwoch, 8. August 1821 ## Author: Griesinger, Georg August von ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A047308 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Wien 8. Aug. 1821. Mein verehrter Freund, Wenn Sie Hhn. Gräfe die 3 Thlr. für die Theaterzeichnung noch nicht zugestellt haben, so behalten Sie dieselben als ein Scherflein zu Adelungs Monument. oder lassen Sie Sich dieselben zurükgeben: Nobile sch spricht geläufig deutsch, und wird Ihnen den lithographirten Papyrus überschicken. Sein Titel ist K. K. Baurath. Das neue Burgthor wird nach seinem Plan gebaut, weil Cagnola in Mailand den Eigensinn hatte an seinem für das Local allzu hohen Modell nichts ändern zu wollen. Steinbüchel ist noch in Salzburg; es ist ihm gelungen, den größten Theil des antiken MosaikFußbodens auszugraben, und er wird nach Wien gebracht werden. Vor einigen Tagen sah ich mit Bon Münch die den Schaulustigen jezt ausgestellten Brasilianischen Sammlungen an, eine Menge von bisher unbekannten Holzarten, Schmetterlinge, Eingeweidewürmer, Amphibien, 420 Arten von Vögeln (in ganz Europa sollen davon nur 370. Arten seyn) Käfer und andere Insecten, Mineralien p. p. lauter herrliche Bereicherungen für das NaturalienCabinet, die noch durch andere Sendungen welche unter Wegs sind, vermehrt werden. Auch aus St. Domingo sind viele neue Pflanzen angekommen. | Es ist Schade daß Töpfer in Dresden nicht hat spielen können. Als Friedrich II. ist er vorzüglich, und seine Stüke haben Interesse. Das Bild ist noch nicht aufgeführt worden; in den Hundstagen ist noch kein Andrang in die Theater und es ist besser daß man noch damit warte. Nächstens soll der Freischüz im Theater an der Wien gegeben werden. Der junge Mozart sagte mir, Hofrath Mosel habe ihm sein Befremden bezeugt, daß ihm die Oper nicht angetragen worden sey. Der heutige Oesterr. Beobachter giebt Nachricht von den Gräueln in der Moldau und Wallachei. Was aus Odessa von Kreuzigen, Augen-Ausstechen, Nothzüchtigen und Verbrennen der Griechen in Constantinopel geschrieben wird, ist ungegründet, denn direkte Berichte sagen davon nichts. Lassen Sie nur die Zeitungen in die KriegsTrompete losstossen; wir wissen hier davon nichts, und sind doch so Gott will auch nicht mit totaler Blindheit geschlagen. Ehe die Canonen donnern, muß noch manches Dintenfaß geleert und jeder Weg zur Vermittlung versucht werden. Leben Sie wohl. Ihr Gr.