## Title: Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden. Wien, Samstag, 29. Juni 1822 ## Author: Griesinger, Georg August von ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A048073 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Wien 29. Jun. 1822. Mein verehrter Freund, Die armen Piquot’s sind vom Unglük verfolgt. Vor einigen Monaten verloren sie ihre einzige erwachsene Tochter, und am 20sten d. raubte ihnen der Tod in Carlsbad auch ihren einzigen 25.jährigen Sohn durchs Nervenfieber. […] Uebermorgen geht Rochlitz nach Baden, um dort die Bäder zu gebrauchen, und gegen Ende des Julius reist er, vermuthlich über Dresden, nach Sachsen zurük, wo er Ihnen vielerlei wird erzählen können, was er hier gesammelt hat. Vor ein paar Tagen unterschrieb ich den Paß der Schröder, die mit ihren zwei Töchtern über Dresden, Leipzig, nach Cassel | und Braunschweig reist. Korn und Mslle. Weber geben Gastrollen in München. Leztere scheint mir dazu noch nicht reif genug, und das möchte ich auch von der Wilhelmine Schröder, der Sängerin, behaupten. Aber die nördlichen Journale und Zeitungen werden nichtsdestoweniger in die Posaunen blasen. Hat man doch die Canzi der Catalani an die Seite gestellt! Wer solche Dinge hier liest, lächelt über den kleinen Maßstab, womit solche Leute messen, und über die zur Mode gewordene SuperlativSprache, womit man so freigebig ist. Ihr Brief an Hormayer soll richtig besorgt werden. Auch hier haben die Sommerfrüchte durch die Hize gelitten, aber von totalem Mißwachs ist keine Rede. Meine besten Wünsche zur glüklichen Cur Ihres Auges! Gr. N. S. 15. Individuen vom Burghtheater (z. B. Mad. Krüger, Mslle Goldmann, lauter dii minorum gentium) werden auf Pension gesezt, und an ihre Stelle kommen bessere.