München d 10ten May 1816:
[Vermerke Webers unter dem Datum:]
erhalten Prag — 15 —
.
beantw. —— 24t —— durch Grünbaums.
nebst Notiz und Zettel der Athalia
Theurer Freund!
Deinen Brief mit dem WechselVgl. Beantwortungsvermerk Webers auf dem vorhergehenden Brief von Poißl vom 5. März 1816 sowie die Tagebuchnotiz vom 1. Mai 1816. habe ich richtig erhalten und danke Dir herzlich für die Besorgung dieser Angelegenheit. Daß Athalia stetts auf neue Hindernisse in der Darstellung stößt, thut mir zwar leid, aber ich weiß daß sie bey Dir in den besten Händen ist, und mein einziger Wunsch ist nur daß Du sie einstudirst und dirigirst um des Gelingens gewiß zu seyn.
Ist es denn wahr daß Du von Prag abgehst, und wann denn? —
Bärmann und Harlaß grüssen Dich herzlichst, und ersterer schreibt schon drey Wochen an einem Briefe an DichWeber hatte laut Tagebuch erst am 8. Mai einen Brief von Baermann erhalten; insofern dürfen die drei Wochen eine Übertreibung sein. Das folgende (hier wohl gemeinte) Schreiben empfing Weber laut Tagebuch am 23. Mai., der also wahrscheinlich ein Foliant werden wird. Nun eine Neuigkeit in Beziehung auf mich: — Athalia ist in Darmstadt gegeben worden!Premiere am 4. Februar 1816; das Werk erlebte 12 Aufführungen; vgl. Ernst Pasqué, Musikalische Statistik des Großherzoglichen Hoftheaters zu Darmstadt von 1810–1868 und der Krebs’schen Epoche von 1807–1810, Darmstadt 1868, S. 6. und hat den Großherzog so hingerissen daß er befohlen hat alles was ich geschrieben nacheinander in Szene zu setzenWeniger erfolgreich war Der Wettkampf zu Olimpia (Premiere 14. Juli 1816), der nur zweimal gegeben wurde; Nittetis (Premiere 29. Juni 1817) kam auf 13 Vorstellungen; vgl. Ernst Pasqué, Musikalische Statistik des Großherzoglichen Hoftheaters zu Darmstadt von 1810–1868 und der Krebs’schen Epoche von 1807–1810, Darmstadt 1868, S. 6.; Er hat mir durch H: Obermarschall von Perglas die schmeichelhaftesten Zusicherungen seiner Zufriedenheit machen und mich einladen lassen selbst nach Darmstadt zu kommen; um zu sehen wie er meine Werke gebe und wie sehr er mein Talent achte. Daß ich von dieser Einladung profitire kannst Du denken, und höchst wahrscheinlich ändert sich mein ganzes jeziges Verhältniß. In 8 Tagen reise ich von hier ab, und so wie ich selbst etwas Sicheres weiß, theile ich es Dir mit.
Nun lebe einsweilen wohl und schreibe mir nur immerhin hirher, denn meine Frau schikt mir die Briefe nach.
Ewig
Dein Poißl