## Title: Erklärung: Die heutigen Tonsetzer ## Author: Seyfried, Joseph Ritter von ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030519 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Erklärung.Die in Nro. 26 des Notitzenblattes vom 28. Februar 1822 aufgenommene Parodie einer bekannten Scene aus Wallensteins Lager, von Carl Maria v. Weber, hat Anlaß zu allerley Deutungen gegeben, und man hat Beziehungen darin gesucht, die außer den Bereich dieses Schwankes gehören. Die in Lemberg erscheinenden „Miscellen zur Belehrung und Unterhaltung“ haben jene Parodie unter dem selbst hinzugefügten Titel: Die heutigen Tonsetzer, aus der Monathschrift: Die Muse, abgedruckt, und aus diesem Blatte ist sie in die Notitzen des Sammlers übergegangen, ohne aller andern Veranlassung, als weil dieses witzige Product eines genialen Mannes ein ernstes, aber treffendes Wort, in das Gewand des Scherzes gekleidet, ausspricht. Dieß sey zur Belehrung derjenigen gesagt, welche das Einfachste gern verwickeln und einem unschuldigen Scherze, den die Redaction ihren Lesern zum Besten gab, einen boshaften Sinn unterlegen möchten. Allerdings gestaltet sich eine aus dem Ganzen gerissene Stelle (wie es mit jenem Aufsatze der Fall war) auch anders, und sie kann in dieser Gestalt den abgöttischen Verehrern einer Partey ein aufreitzender Feuerbrand werden. Übrigens wäre es traurig, und es stände sehr schlimm um das Gedeihen der Kunst, wenn ein Künstler, der im Stande ist, seine Ansichten über die Kunst auszusprechen, es nicht auch thun dürfte. Die Redaction glaubt anführen zu können, durch diese Veranlassung die Erfahrung erhalten zu haben, daß vielleicht Niemand das wahrhaft Geniale und den schöpferischen Funken des gefeyerten Rossini höher zu stellen weiß, als eben Carl Maria v. Weber; daß es aber für ihn noch etwas Höheres gibt, das ist, seiner Überzeugung gemäß, die Wahrheit selbst; und es kann daher ihm und allen echten Kunstfreunden nur höchst schmerzhaft seyn, wenn die Pflege der Kunst sich durch, der Sache unwürdiges, Gegenüberstellen der Persönlichkeiten, in Parteygeist auflöset, statt daß man an jedem Kunstproduct das ihm rein eigenthümliche Gute erkennen und als solches schätzen sollte. Jos. R. v. Seyfried.