## Title: Festlied zum Andenken an Carl Maria von Weber: “So finden wir uns fröhlich wieder” (zur 50. Vorstellung des Freischütz in Berlin am 28. Dezember 1822)
## Author: Samuel Heinrich Spiker
## Version: 4.9.1
## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031993
## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/


               Festlied
               #lb#zum Andenken
               #lb#an
               #lb#Carl Maria von Weber
               #lb#nach der
               #lb#funfzigsten Aufführung seines Freischützen
               #lb#am 28sten Dezember 1822.
            
               Für den Kreis
               #lb#seiner vertrauteren Freunde.
            
                     So finden wir uns fröhlich wieder
                     Vereint von trauter Harmonie:
                     Noch tönen uns des Freundes Lieder
                     Und sanft umwallt uns Melodie.
                     Schon hat sich funfzig Mal entfaltet
                     Des Tongewebes reiche Kunst,
                     Doch grünet frisch und unveraltet
                     Der Lorbeer von Apollo's Gunst.
                  
                     Er hat mit reicher Hand gespendet,
                     Durchdrungen von des Gebens Lust;
                     Was Ihm die Götter zugewendet,
                     Es strömt dahin aus voller Brust.
                     Er singt dem Ernste, singt dem Scherze,
                     Ihm werden alle Saiten wach,
                     Und heiter tönt in jedem Herzen
                     Des Künstlers Zauberweise nach.  | 
                  
                     Der Knabe eilt der Zucht entgegen,
                     Und fröhlich trillert er sein Lied;
                     Der Jüngling fühlt ein sehnend Regen
                     Wenn es in stiller Flamme glüht.
                     Es führt den Mann zum Tagsgeleise,
                     Führt zu den Seinen ihn zurück,
                     Es kürzt dem Wanderer die Reise,
                     Und heitert seinen trüben Blick.
                  
                     Sein Lied ertönt dem muntern Reigen
                     Und froher hebt sich jeder Fuß,
                     Es wacht, wenn alle Stimmen schweigen,
                     Und flüstert sanft zum Liebesgruß.
                     Es eilt voran dem tapfern Krieger,
                     Und stählt mit Muth die stolze Brust,
                     Schon dünkt er freudig sich als Sieger
                     Und stürmt ihm nach voll Kampfeslust.
                  
                     Weit geht es hin zum Ost und Westen,
                     Der Töne freigebohrner Sohn:
                     Es spricht zum Höchsten, spricht zum Besten,
                     Und erndter seines Schöpfers Lohn.
                     Es lebt im Pallast, in der Hütte,
                     Es giebt sich immer frisch und rein;
                     Und kommt es wo in Freundes-Mitte,
                     So nimmt es Freundes-Stelle ein.
                  
                     So sei uns herzlich denn willkommen
                     Und neu begrüßt der alte Freund!
                     Wie wir ihn damals aufgenommen,
                     So haben immer wir's gemeint!
                     Und nahen sich bei unsern Festen
                     Der frohen Weisen bunte Reih'n,
                     So soll, von allen unsern Gästen,
                     Der liebste uns der Freischütz sein!
                  #lb#Sp.