Bester Vater!
Ihren Brief vom 6t Sept: habe ich Gestern bey meiner Ankunft hier gefunden, und daraus Gottlob ihr Wohlseyn ersehen. Gesund bin ich Gottlob
auch, aber übrigens geht es mir sehr schlecht. meinen Brief vom 5t von Zürch aus müßen sie auch nun erhalten haben. d: 6t reiste ich ab und kam d: 7t nach Luzern,
da war nicht an ein Concert zu denken. d: 8t reiste ich da wieder weg und kam den 9t
in Solothurn an, wo die TagsazzungVgl. Brief an Gottfried Weber vom 14. September 1811 gegenwärtig versammelt ist, und wo ich was zu machen hoffte. Aber auch da
wurde nichts daraus, und 4 Tage Zeit verlohren. seit Gestern bin ich nun hier, und da
ist auch nichts zu machen. Alle Menschen sind in der Weinlese,
beym Freyschießen pp H: GehringZur Begegnung mit Gehring vgl. TB 22. September habe ich noch nicht getroffen.
werde ihn aber heute nochmals aufsuchen und von Ihnen grüßen. Friz scheint also seinen
Plan aufgegeben zu haben nach der Schweiz zu gehen. ich wünsche ihm von Herzen die
Stelle in WisbadenOffenbar hatte Fridolin von Weber sich um die Stelle als Kapellmeister in Wiesbaden bemüht, die Carl Maria von Weber angeboten worden war (vgl. Brief an Gottfried Weber vom 8. Juli 1811 und Brief an Ungern-Sternberg vom 19. Juli 1811). Nach den Eintragungen in Fridolin von Webers Stammbuch (D-B, Mus. ms. autogr. S 7) hatte er sich noch im Mai 1811 in Bern (als Musikdirektor der Denglerschen Theatergesellschaft) aufgehalten und ging dann über Karlsruhe (Eintrag von Ende August 1811) nach Wiesbaden (Eintragungen vom August 1812; Anreise dort im Wiesbader Wochenblatt, Nr. 38 vom 17. September 1811 angezeigt). Dort war er bis mindestens August 1812 als Musikdirektor tätig, schloss sich ab der Wintersaison 1812/13 aber wieder der Denglerschen Gesellschaft (nun in Basel) an., und daß es ihm immer gut gehen möge. da meine Geschäfte so schlecht
gehen, werde ich nur noch nach Basel und St: Gallen gehen, wo ich durch den Bar: Hogguer doch
etwas zu machen hoffe. nach St Basel bitte ich Sie also mir zu schreiben
Post restant. Daß H:
Ritter allein die Ursache ist daß
meine Anstellung nicht zu Stande kam, weis ich schon lange, es hat aber gar nichts zu
sagen, er ist ein Mann von Verdienst, und hätte es nicht nöthig neidisch zu seinZu der von Stéphanie von Baden angeregten, nicht zustande gekommenen Anstellung Webers als Orchesterdirektor in Mannheim vgl. die Tagebuchnotizen vom 19. November 1810, Webers Brief an J. Gänsbacher vom 7. Dezember 1810 sowie die Stellungnahme von F. A. von Venningen vom 26. November 1810. Kabalen Ritters gegen Weber machte dieser auch dafür verantwortlich, dass sich seine Mannheimer Konzertplanungen im Dezember 1810 zerschlugen; vgl. den Brief an J. Gänsbacher vom 13. Januar 1811. Weber äußerte sich daher in seinem Bericht über Mannheim in der AmZ über Ritter als Orchesterleiter eher distanziert.. ich
verzeihe es ihm übrigens von Herzen. Ich habe Ihnen nur gleich antworten wollen, Morgen
mache ich noch eine Tour durchs Gebirge zu Fuß, damit ich doch auch etwas von der
Schweiz gesehen habe.
adieu liebster Vater. ich schließe diesen Brief an WeberBrief an Gottfried Weber vom 14. September 1811 ein, dem ich ohnedieß auch geschrieben habe. Gott erhalte Sie gesund, und vergeßen Sie nicht Ihren gehorsamsten Sohn
Carl.
Bern d: 15t Sept: 1811.