Gotha d: 13t Sept: 1812
Liebster Türk,! Türkin,! Kind,! Toll ppp.
Gott zum Gruß und Jesum zum Troste zuvor! Glüklich bin ich in meinem jezigen
StandQuartier eingelauffen, und habe mich auch schon ganz wieder von den wenigen
Strapazzen erhohlt die mein Leichnam denen PostKaleschen zu verdanken hatte. Den
elendsten Karren bekam ich in der vortrefflichen
Residenz Potsdam, das sagt nur
Schwarzens, nebst meinem herzlichsten Gruße. übrigens giengs so ziemlich
und d: 1t Sept: um 4 Uhr traf ich in
Leipzig ein. da hatte ich
gleich das Vergnügen den um deßentwillen ich mich in
Leipz: aufhalten wollte,
verreißt zu finden; doch war er nicht an der Welt Ende
gegangen und ich fuhr d: 3t zu ihm, nehmlich zu
Hofrath RochlizZur Fahrt nach Ermlitz am 3. September 1812 vgl. das Tagebuch..
kam den 4t früh wieder, und reißte denselben Tag nach
Tische mit einem alten zufällig gefundnen Bekannten aus
Stuttgart dem Schauspieler
Lembert
der in Leipz: Gastrollirt hatteVgl. den Kommentar zum Brief an F. F. Flemming vom 2. September 1812.,
ab. — Mit Kühnel
habe ich Geschäfte gemacht. Er verlegt die
Overture des Beherscher der Geister,
ein Clavier Concert,
ein Concertino für Clarinette,
und die Variat: über die Romanze aus Joseph.
Kuhn
suchte ich auf, traf ihn aber nicht, welches mir leid that, denn ich hätte allenfalls gerne mit ihm wegen des
Trios gesprochenMöglicherweise ist der Berliner Verleger August Kuhn gemeint, wohl eher nicht der St. Gallener Musiker Anton Leontius Kuhn, dessen bei Gombart erschienenes Trio concertant op. 10 Weber zur Anzeige in der AmZ vermittelte; vgl. den Brief an Gottfried Weber vom 22. März 1811.. d: 5t
Mittag kam ich in Weimar
an. Da ich mich nicht aufhalten wollte muste ich der Großfürstin
versprechen nach meinem Gothaer Aufenthalt 8
Tage bey ihr zuzubringen. die Sonate
verlangte Sie aber sogleich, und in ein paar Tagen
spaziert sie auch im Maroquin Frakk hinüberVgl. die Tagebuchnotizen vom 17. September 1812.. d: 6t kam
ich hier an. und wurde vom
Herzog
äußerst gütig empfangen. muste gleich mit ihm nach
Reinhartsbrunn fahren, und da
meine Lunge und Hände in tüchtige Bewegung sezzen. d: 10t
kamen wir wieder zurük, und heute ist Posttag den ich nicht verabsäume,um Ihnen zu
beweisen wie unvergeßlich und ewig lieb mir die viele
wahre herzliche Theilnahme und Freundschaft ist, mit der Ihr mich wahrhaft
überschüttet habt. Empfangt meinen besten Dank nochmals aus der Ferne und behaltet
mich lieb.
Ich habe ein herrliches Stübchen mit Aussicht ins Freye in dem
Palais des Prinzen FriedrichZu dessen diesbezüglichen Anordnungen vgl. seinen Brief an Caroline Schlick vom 12. August 1812..
Man sorgt mit einer außerordentlichen
Aufmerksamkeit für mich, und es fehlt mir eigentlich nichts als — Menschen. doch ist
mir auf der andern Seite diese Ruhe sehr nothwendig. ich werde mich einspinnen wie
eine Raupe und sehr viel arbeiten. ich habe mir ein
Register gemacht, und da ists nun meine Wonne wenn ich eine Arbeit geschlachtet habe
und sie ausstreichen kann auf dem SündenZettel. Nun
lebt wohl. wollt Ihr mir eine frohe Stunde machen, die ich jezt nur in der
Errinnerung verlebe, so schreibt mir oft und recht
viel, es intereßirt mich alles bey euch bis zur
Kalben Meppe.
Es umarmt euch herzlichst in GedankenTextverlust durch Siegeleinriss
Euer treuster Freund
Weber
am oberen Rand der Adressenseite in umgekehrter Schriftrichtung:Wißen Sie nicht wie weit der
KlavierAuszug meiner Silvana
ist? und ob Hellwig die Correctur
besorgt hat; auch überhaupt ob Schleßinger die
Sonate bald anfängt.
deren Correct. ich aber selbst haben will.
adieu.