Kerl! Was ist denn das für eine Wirthschaft? d: 15t
Dec: 1812 habe ich an dich recomand:
geschrieben und noch immer keine Antwort? ich hoffte bestimmt Briefe von dir hier zu
finden, und fand nichts. ich schreibe dir also um Mitternacht mit müden Augen und
Fingern damit du wenigstens weist daß ich lebe, und sich gar manches ereignet hat. –
doch zur Ordnung. d: 17t
Dec: war in Gotha
Concert bey Hofe wo ich mein neues Concert spielte,
welches Wuth erregte.
der Prinz Friedrich sang die italienische Scene mit Chören die ich ihm
geschrieben habe, und sie wirkte ditto. d: 18t war mein Geburtstag, welches eben nichts besonderes zu bedeuten hat, und
d: 20t krazte ich ab nach Weimar. in
Weimar spielte ich 2 mal bey der GroßfürstinLaut Tagebuch am 23. und 24. Dezember 1812. und bekam –
nichts. wahrscheinlich durch ein Mißverständniß; Nicht
sonderlich dadurch erbautVgl. auch den Tagebucheintrag vom 25. Dezember 1812. fuhr ich voll Ärger in der grösten Kälte abends 8 Uhr d:
25t in einem Schlitten ab nach Leipzig, wo ich entsezlich
durchfroren d: 26t ankam. Demohngeachtet wurde /: meine Ankunft
war sogleich ruchbar und :/ ich noch denselben Abend in Gesellschaft geschleppt wo die Frau Dr: Wendler
mir die Arie aus Silvana sehr brav vorsang. ich fand den KlavierAuszug überall, und sie wurde
während meiner Anwesenheit was ehrliches durchgepeitscht. Mit Schicht
sprach ich oft und viel von dir: ich hoffe
er hat dir unterdeßen schon geschrieben.
Rochliz
hält auch viel auf dich /: warum ist
mir unbegreifflich :/Webers scherzhafte Anspielung bezieht sich auf Gottfried Webers langjährige Mitarbeit an der von Rochlitz redigierten Allgemeinen musikalischen Zeitung. Sein erster namentlich gezeichneter Beitrag erschien darin in Jg. 9, Nr. 51 (16. September 1807), Sp. 805–811 und Nr. 52 (23. September 1807), Sp. 821–824. Arno Lemke (Gottfried Weber. Leben und Werk, S. 274) konnte allerdings bereits einen anonym publizierten Beitrag in Jg. 5, Nr. 49 (31. August 1803), Sp. 809–813 als Schrift Gottfried Webers identifizieren. Das bestätigt die Angabe bei Gerber (Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler [...], Bd. 4, Leipzig: Kühnel, 1814, Sp. 523), dass Gottfried Weber schon im J. 1803 [anfing], in der Leipziger allgemeinen mus. Zeitung als musikalischer Schriftsteller aufzutreten
. und sagte mir daß er dir meine Sachen
zur Rec:Recension übergeben hätte, worauf ich ihm sagte ich wünschte
hauptsächlich daß du die Simphonie
übernähmst. das Quartett
sollte Triole
besorgen, welches Er denn sehr zufrieden war, und mir sagte ich sollte es dir nur
schreiben. Sage mir also deinen Entschluß hierüberGottfried Webers Besprechung der Sinfonie wurde in der AmZ, Jg. 15, Nr. 34 (25. August 1813), Sp. 553–559 abgedruckt. Eine Besprechung des Klavierquartetts durch Gänsbacher erschien nicht.. Wie ich Kühnel
deinen Nahmen nur nannte sagte er gleich, ja diesen Mann achte ich
sehr, wie fange ich es an mit ihm in Verbindung zu kommen, ich übernahm dieses, und
sprach ihm von deiner OrgelMeßeVermutlich die erste Messe F-Dur op. 27, beendet am 30. August 1812, Stift Neuburg pp
und er fand sich sehr bereitwillig etwas davon zu verlegen, bittet dich auch um
deine Biographie in Gerbers Lexicon.
Schreibe ihm jezt, und besorge das Nähere selbst. mit Bertuch in
Weimar habe ich sehr viel von dir gesprochen, und er wollte
an dich schreiben.
d: 1t
Januar wurde denn
meine HymneVgl. auch Brief Webers an die Berliner Freunde, 2. Bulletin vom 20. Januar 1813
losgelaßen, und machte den gehörigen Effekt /: ich hoffe du hast sie unterdeßen auch
erhalten :/ dann spielte ich mein neues Concert mit Einem
Beyfall der vielleicht in Leipzig noch nicht erlebt worden. man erklärte es für das
Erste KlavierConcert in Effekt und Neuheit. Wirklich auf den
Händen hat mich das sonst so kalte Volk getragen. Mit Rochliz, Apel,
Schulz pp verlebte ich manche schöne Stunden, bis es mich denn endlich
doch forttrieb, und ich d: 7t
Januar abpatschte. in Dresden 1½
Tag blieb und d: 12t endlich in Prag
wohlbehalten eintraf. Hier war nun ganz der Teufel los, alles stürzte über mich her,
nannte mich den erwarteten Meßias pp und daß ichs kurz mache ich
habe mich als unumschränkter Direktor der Oper auf 3 Jahre engagirt und meine schönen Reise Pläne vor der Hand fahren laßen. ich stehe
mich über 3000 ƒ und habe jährlich 3 Monate Urlaub. ich werde
also nun die Wonnedreifach unterstrichen genießen binnen Jahr und Tag meine Schulden
bey Heller und Pfennig bezahlt zu haben, denn ich werde eingeschränkt leben wie ein Hund
da ich mit alle dem im Anfange zu meiner Einrichtung bedeutende Ausgaben zu machen habe,
und nicht wie ein gemeiner Komödiant Vorschuß pp annehmen will.
Mein Engagement geht aber erst Ostern an;
d: 6t März gebe ich ConcertVgl. auch Brief Webers an die Berliner Freunde, zweites Bulletin vom 20. Januar 1813.
Der TheaterDirektor Liebich läßt Ostern die Oper ganz auseinander
gehn, um sie im September neugeschaffen wieder anzufangen. weist
du also irgend ein gutes
Subject, Discant, Alt, Tenor, Bass, ppp was es ist,
so empfiehl es mir, auch allenfalls ins Orchester könnte ich Leute brauchen. Du kannst dir denken, daß
ich, obwohl noch nicht in eigentlicher Activität doch schon sehr
viel zu thun habe mit vorläufigen Arrangements. ich hoffe du
billigst meinen Entschluß. zuweilen ists mir wie ein Traum und ich kann mich gar nicht
denken als fixirt. Daß der Jörgl darüber eine höllische Freude
hat kannst du dir denken. – von Beer höre und sehe ich nichts
außer einem Artikel über seine Oper in der Augsburger Zeitung.
Bärmann
der d: 5t
huj: mit der Harlas
nach Wien gereißt ist und im März hieher kömt,
schreibt mir daß er d: 3t von München abgereißt sey, aber nicht
wohin aus GroßPapas Posaunen Stükchen habe
ich nichts machen können, zu spät ppp der Brief
ist also verlohren. Von meinen Brüdern weiß ich nichts, ich hoffe ihre genaue Adresse
von dir zu bekommen. ich habe auf
der Post wohl Post restante Briefe gefunden aber keinen von
Fritz, wenn sie 3 Monate alt waren, so hat man sie retour geschikt.
Wie ists denn mit meinem Wisbader Posten, ich nehme immer noch Anträge an, das ist so der Politik
gemäß daß man sich als gesucht zeigt, deßhalb schreye meine hiesige Anstellung noch
nicht in die ganze Welt aus. ich habe so den Contract noch nicht
unterschrieben, und du weißt wie wenig ich auf mein Glük baue und etwas, selbst das
sicherste, für gewiß halte.
Nun will ich schlafen gehn liebes Brüderl
es ist ½ 2 Uhr. küße deine liebe Gustel von
mir, und die kleinen Kerls. auch an alle Bekannten viel herzliches. Vielleicht fällt mir
Morgen noch was ein was ich heute vergeßen habe. Gute Nacht. d: 26t
Januar. a propos
Prost Neujahr!!!
's bleibt beym Alten. gelt?