Wien d: 2t Aprill 1813.
Liebster Bruder!
In Eile nur wenige Worte. Montag früh ½9 Uhr war ich schon in
Wien glüklich
angelangt. suchte Papa Vogler auf, fand ihn aber erst Mittwoch
er hatte eine große Freude und grüßt dich herzlich. Morgen eße ich bey ihm, und bringe
ihm das Geld. deine Briefe hat er erhalten aber du mußt einen von ihm nicht bekommen
haben, denn er behauptet dir geschrieben zu haben daß du das Geld in
Prag an Jemand
auszahlen solltest, übrigens ist es ihm auch so recht.
Die Freude von Bärmann kannst du dir denken
und der Harlas, und daß
gleich von dir gesprochen wurde.
Mit Beer ist es so eine Sache,
ich kam ihm mit der alten Liebe und Herzlichkeit entgegen und erwähnte nichts. und auch
er hat bis jezt kein Wort von unsrer Spannung gesprochen, es sieht so aus als ob wir die
alten wären, aber mein reines Vertrauen ist dahin.
Bärmann
und besonders auch Vogler
klagen erstaunt über ihn, sein Stolz und seine unsägliche Eitelkeit und Empfindlichkeit sind gleich groß, und werden ewig jeden
von ihm zurükstoßen. Er behauptet meinen Brief
den ich an Weber
schikte noch nicht erhalten zu haben; es ist möglich. ich
glaube aber er wird ihn ignoriren auch wenn er ihn erhält.
Geschäfte habe ich natürlich in diesen 3 Tagen noch nicht machen können, dazu gehört
etwas Zeit. überall werde ich gut aufgenommen, hab aber kaum den
4t Theil meiner Briefe bis jezt abgegeben.
auch Haas
noch nicht gesprochen und Treitschke.
du fehlst mir an allen Ekken, so oft die Thüre aufgeht glaube ich du
müstest herein kommen, und alle Augenblikke möchte ich dich um etwas fragen. Schreibe
mir ja bald und viel. deinem verehrten Hause empfiehl mich aufs herzlichste. eben so bey
Clams. der Wagen hat sich herrlich aufgeführt, und nur eine
Schraube vom Koffer ist gebrochen. ich habe eben noch einige Zeilen
an meine gute Victorine
schreiben wollen, aber ich bin heute schon so
überlauffen worden mit Besuchen daß ich nicht mehr dazu kommen kann. Sage ihr alles
erdenkliche von mir, und daß Sie mir schreiben möchte welchen Tag Sie hier einzutreffen
gedenkt, ich werde ihr dann schreiben wo sie absteigen soll. bis jezt habe ich noch
nichts gefunden. Sorge ja für Sie lieber Bruder.
an Jungs 1000 Grüße,
und warum er mir das nicht geschikt habe?
Mein Concert
wird wohl etwas weit hinausgeschoben werden.Es fand erst am 25. April statt
wie geht es mit deiner Overture.
Gehört habe ich hier, Figaro
an der Wien,
Vestalin
im KärnterT: und
Orpheus und Euridice
im KasperlZu den Aufführungen (in Reihenfolge der Nennung) vgl. die Tagebuchnotizen zum 31. März, 1. April und 30. März 1813..
vom ersteren bin ich am meisten erbaut bis auf die Tempos, alles übereilt.
nun adio Brüderl,
ich umarme dich innigst in Gedanken, und schreibe ja bald deinem treusten Bruder
Weber
Vergiß nicht nach meinen Briefen zu fragen.
Kärntner Straße No. 1080 im 3t Stok.