No: 82. d: 22t August 1817.
Mein vielgeliebtes Herz!
Habe dir heute recht ausführlich schreiben wollen, und
kann es nur sehr kurz. Nachdem ich Gestern früh um 10 Uhr meine No:
81 abgeschikt hatte, gieng ich in die Probe, wo die Nachricht kam daß
keine Oper in Pillnitz sei, um 11
Uhr kam eine Staffette daß eine sei. Nun
giengs an ein Rennen und Laufen. ich zog mich an, und fuhr um ½ 2 Uhr ab. gegeben wurden
die Braut aus der Fremde, und das
Geheimniß. Der König und alle
Herrschaften unterhielten sich den ganzen Abend mit mir, der König fragte mich genau um
meine VerbindungsGeschichte, und gratulirte mir dann recht herzlich und ich sollte dich
grüßen. so auch Alle Andern. es war recht schön und hat mich sehr gefreut. Heute um 7 Uhr
Lection, und um 8 Uhr, da wurde ich nach der Neustadt zu dem
durchreisenden Gehh. LegationsRath Jordan aus Berlin gebeten der
mich doch gern sprechen wollte, ich zog mich also schnellstens an, und erhielt dann da
endlich Gewißheit, nehmlich, daß der König von Pr: es
rund abgeschlagen habe mit dem Beisaz daß er mir sehr gewogen wäre vor der Hand aber
diese Stelle gar nicht wieder besezzen wolle. Der Fürst Hardenberg war darüber sehr
betroffen, da er sich sehr für mich intereßirt hatte aber den unglüklichen Zeitpunkt
gewählt, die Sache dem Könige den Tag nach der Brandt
NachrichtAm 29. Juli 1817 war das alte Berliner Schauspielhaus abgebrannt. zu geben. Du siehst also Mukkin daß ich billiger Weise von
der Brandt Ersaz hoffen muß, was mir
der Brandt in Berlin genommen hat. ich versichere
dich meine geliebte Lina, daß diese Nachricht statt mich zu betrüben, mir ordentlich
dadurch lieb ward und mich erleichterte, weil ich doch endlich aus der peinigenden
Ungewißheit heraus bin. Hier hoffe ich soll noch alles gut gehen, und ich gehe jezt mit
Lust an unsere Einrichtung.Puntum. Natürlich muß ich der Politik wegen, so lange bis
hier alles entschieden ist, noch immer thun, als ob
die Berliner nach mir langten, deßhalb verschweige auch du die Sache. Vorgestern habe
ich uns ein recht schönes TheeZeug bestellt in der Porzelän Fabrik. Ey, es wird schon
hübsch werden bey uns.
In deinem nächsten Brief hoffe ich auch deinen Entschluß
wegen der Atlas Muster zu hören. Nun noch zu Deinem 83.
Louis wird gewiß den Vater gut versorgt habenLouis Brandt wechselte vom Engagement am Mainzer Theater nach Mannheim; der Vater zog allerdings nicht mit um, sondern blieb in Mainz.. Du wirst ihn auf
jeden Fall sehen, denn ich gehe auch nach Mainz, und jezt desto gewißer. Faße dich
geliebtes Leben, und laße uns alle Prüfungen Standhaft ertragen, du siehst das Schiksal
spielt seltsam auch mit mir. Die Ruhe in der Brust hält doch über alles empor, und
vereint trägt sich das Leid leichter, ist die Freude
doppelt groß. Du giebst also die Spröde nichtGemeint ist die Titelpartie in Die junge/stolze Spröde; vgl. Webers Briefe vom 6. bis 8., 10./11., 12. sowie 21. August 1817..Wenn
dieser Brief auch nicht lang ist, so hat er doch desto wichtigern Inhalt. Der Gestrige
schöne Abend in Pillnitz hat auch viel dazu beigetragen daß ich die Nachricht ruhiger
hörte, und – du lachst vielleicht darüber, daß ich jezt meine längst geträumte Ordnung
hier fortführen kann, ist mir auch viel werth, denn das Ziehen von Neuem hätte wirklich
viel wiederliches gehabt. Auch weiß ich nun wie es hier ist, und an was ich mich halten
kann, und wer konnte voraussehen wie es dort vielleicht sich wendete. Gott segne dich +
+ + und schenke dir Faßung.
grüße mir die Mutter bestens, eben so
Drs und Grünb: pp Schmidls grüßen auch
1000mal. Ich umarme dich innigst bald
selbst. nur noch 1 Monat.
– Ewig dein dich treu und zärtlichst liebender
Carl.
Millionen Bußen.