Nro. 90. d: 15t 7ber 1817. Dresden
Mein herzlieber Muks
Du wirst schön schimpfen über meine kurzen Briefe, aber es ist unmöglich anders, denn
die übrigen Menschen bekommen gar keinegar keine: dreifach unterstrichen. du hast keine
Idee wie ich oft gestört werde. Alle Augenblike komt irgend ein Handwerksmann der um
etwas fragt, zeigt, Maaß nimmt, oder mit dem etwas zu überlegen ist. dazu kömt die neue
Organisation des ChoresDa die Schüler der Kreuzschule nicht mehr wie bisher als Choristen im Hoftheater mitwirken durften, wurde im Herbst 1817 ein stehender Opernchor für das Hoftheater gegründet. Laut Tagebuch ordnete Weber am 14. September die ChorSachen
und stellte dem neuen Ensemble bereits am 15. September den Chordirektor vor. Im ersten (handschriftlichen) Hoftheater-Tagebuch sind für 1817 sieben Soprane, zehn Alte (davon drei Knaben), sieben Tenöre und zehn Bässe als Choristen genannt. und 1000 andre Dinge.
Ich habe 3 liebe Briefe zu
beantworten von dir. 1t No. 4 oder 91. mit der traurigen
Scene über die ich recht gelacht habe, aufheben will ich dich
schon wenn du nicht mehr auf dem Papier vor mir hottst, sondern in Natura! was ich mit
den 130 Ellen Moußelin mache? daß ist mein Geheimniß H: Profeßor. hübsch solls werden,
wenns nur alles geräht. aus den Neidern mache ich mir nichts, wir wollen ja nicht damit
prahlen, sondern nur selbst warm und schön sizzen. Eigentlich bist
du daran Schuld mit den Hemde
Knöpfchen – mit denen gelben Möbeln, darnach richtet sich jezt alles.
Das gelbe Zeug ist mir für 5 oder 6 ƒ
W: W: zu theuer, und nehme ich lieber
Levantine, den ich hier für 1 ƒ
Conv: M: bekomme. da du es mit Gewalt wißen
willst, so erfahre denn daß es zu Vorhängen ist. für die
Belehrung über die Geld Affairen danke ich schönstens und bin ganz im Reinen jezt. küß
die Hand. 3 Kußsymbole
Deine Kleider sind sehr schön geworden. Nimms nicht
übel, Mukkin, aber ich muste herzlich lachen, wie du schwurst du wolltest mich
nie mehr kränken, wollen sehen wie viel Briefe
gewechselt werden ohne einen kleinen Streit. – den Stramin für die
Drin werde ich besorgenWeber kaufte laut Tagebuch am 23. Oktober 1817 4 Ellen Silber Stramin
und erhielt das Geld dafür am 5. November d. J. zurück.. du hast's jezt gut bald gar
nichts mehr zu thun, aber bist gewiß dabey unruhiger wie ich, der ich in der Anordnung
der Dinge für uns eine gar liebe Beschäftigung habe, die mich gleichsam immer bei dir
sein heißt, indem ich dich immer in Gedanken d um Rath frage, und denke ob das dir auch
recht sein wird. Die Adreße von dem gelben Zeug laße dir aber auf jeden Fall geben, weil
ich vielleicht doch noch etwas brauchen könnte. Z: B. 6 Stühle sind gar zu wenig in ein
solches großes Zimmer. auf jeden Fall muß ich noch 6 haben. an demselben Tag erhielt ich
deinen Brief ohne Nro. durch Friedemanns die
ich Gestern besuchte, recht artig fand, und mir viel von dir erzählen ließ. Sie grüßen
dich bestens, und sind sämmtlich wohl. Ey wärst du nur mitgekommen, da hättest du deinen
Muks in einer schönen Konfusion gefunden, wie ich seit vielen Jahren nicht war. Mit
einer Mlle: Braun bin ich das
erstemal aufgeboten wordenOffenbar fehlerhafte öffentliche Verlesung des Aufgebots in der Dresdner Hofkirche, vermutlich am 31. August 1817., und die Königin war die erste die mir es sagte. die andern
beyden mal wurde aber der Fehler verbeßert, und wir purzelten ganz ordentlich
miteinander herab.
Das Maas zum Ring werde ich dir nicht schikken, es möchte
nicht paßen und dann eine üble Vorbedeutung geben, für
den Tag muß auch das kleinste Wölckchen vermieden werden. So ein Ring ist immer
vorräthig, und du sollst mir ihn schenken.
No: 92
erhielt ich heute Mittag. Auf den Zwik freue ich mich
recht, der soll mir erzählenNach seiner Rückkehr vom Prager Gastspiel; vgl. den Kommentar zum Brief vom 31. August / 1. September 1817.. Er wird dir als seiner künftigen
regierenden KapellMeisterin schön die cour gemacht haben, das hat
aber nichts zu bedeuten. daß er Dresden so sehr lobte wundert mich, hier war er anderer
Meynung.
Wegen deinem Kleid will ich allerdings warten, bis ich nach Prag komme,
damit du dir selbst es nach deinem Geschmak aussuchen
kannstCaroline Brandts Brautkleid wurde laut Tagebuch am 1. November 1817 in Prag gekauft.
, aber ich muß es dir schenken, das kann ich mir
nicht nehmen laßen. Die Kauf Lust laße dir nur übrigens vergehen, denn wir können uns
mit nichts schleppen, und hier wenn man es abwarten kann, bekömt man alles vortrefflich.
Die armen Dr: mit ihren vielen Ausgaben dauern mich recht, aber es
geht mir auch recht hart. Gestern habe ich ein
nothgedrungenes Dinèr gegeben denen Italienern, das mich sehr
viel Geld kostet, und bei dem ich Ihnen ein paar Dinge zur Lehre sagteVgl. dazu Webers Tagebuchnotiz vom 14. September 1817.,
die eine Todtenstille hervorbrachte und ungeheure Sensation machte. Es
muste sein, mündlich das ausführlich im
Wagerl.
Den Buchhändler werde besorgen. Gesund
bin ich Gott sei Dank lange nicht so gewesen wie jezt, nur der Hals rührt sich zuweilen
ein bißel. Auch guten Muthes wäre ich, wenn nur einmal etwas bestimtes über die Hochzeit
feyerlichkeitenProkurationstrauung der Prinzessin Maria Anna. da wäre. ich hatte vor ein paar Tagen die Hoffnung daß
gar nichts gemacht würde, Gestern aber sprach der
Graf von einem Prolog auf dem Theater als Cantate, und bedenke das
noch comp: ausschreiben und auswendig lernen. es ist kaum möglich.
Noch ein paar Tage laße ich es anstehen, dann muß es brechen oder biegen. Mache doch daß
ich endlich den Schrank bekomme, das dauert ja eine
Ewigkeit, und jezt brauche ich ihn so nothwendigDer Schreibschrank traf laut Tagebuch am 6. Oktober 1817 ein.. Aus Jena war der Buchhändler
Fromann hier, dem habe ich Versprechen müßen, ihn mit dir zu
besuchen auf unserer Reise. Meine Lieder haben auf der Universität alle andern
verdrängtGemeint sind die besonders bei Studenten äußerst beliebten Chöre aus Leyer und Schwert., und die Studenten halten ihre Aufzüge und alles unter deren Absingung. Der
Dichter der Schuld pp
Müllner, hat auch sehr ehrenwerth an mich geschrieben wegen seinem
YngurdZu diesem Stück hatte Weber im April 1817 eine Schauspielmusik komponiert; vgl. WeV F.8. Endlich habe ich auch den heroischen Entschluß zu einem
schwarzen Frak ausgeführt, und mir Tuch gekauftLaut Tagebuch am 12. September 1817.. in das eine Fenster laße ich dir so ein
nettes Nest bauen wo du den ganzen Markt übersehen kannst, Nun!!!!
ade Muks, ich gehe zum Tapezier. Gott behüte dich + + + sey heiter
und brav. Grüße bestens Drs. und die Mutter, und behalte lieb,
deinen dich so innig
liebenden Carl.
Millionen Bußen.
In Wagerl habe ich einen größeren Sizkasten für deine Kleider machen laßen.Nachsatz am oberen Rand der Versoseite in umgekehrter Schreibrichtung