## Title: Carl Maria von Weber an Friedrich Rochlitz in Leipzig. Hosterwitz, Freitag, 14. August 1818 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041442 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ S: Wohlgebohren dem Herrn Hofrath Fried: Rochlitz zu Leipzig Mein herzlieber Freund! In Arbeit bis über die Ohren vergraben, eile ich Ihnen mit Herzlichkeit über für die Anzeige meiner Balladen pp zu danken. sie ist mit so viel Einsicht, Tiefe und Ergreiffen der Sache gemacht, und mit so wohlwollendem Ernst daß sie mir viele Freude gemacht hat. Ich fühle auch die Wahrheit des gerügten, ob ich aber deßhalb meinen Weg ändern oder nach dieser Ansicht hin und wieder ebnen  kann, weis ich nicht, und das kann nur die Folge beweisen. daß ich immer mehr nach Klarheit und Rundung strebe bin ich mir wahrhaft bewußt und glaube es auch in meinen Arbeiten fortschreitend erweisen zu können. So möge denn der Himmel das übrige thun und die Frucht nach und nach reifen, der eine andre Form zu geben ich nicht für erlaubt halten würde. Haben Sie meinen Brief vom 24t July nebst dem Aufsaz über Feßka erhalten? ich ließ ihn unter Adresse der Redaction der M. Z. abgehen. Noch habe ich eine mir wichtige Anfrage zu thun, ich arbeite an einer Kantate zur Jubelfeyer unsers Monarchen. Wahrscheinlichst ist in Leipzig für ähnliches gesorgt, ist dieß aber nicht, wollten Sie vielleicht meine aufführen? ich gebe sie mit der ganzen Capelle in der Frauenkirche zum besten der Armen, wozu auch Morlachi auf meine Auffoderung eine lateinische Ode comp: Zuerst sollte sie zu einem dem König zu gebenden Feste sein, nun aber bey der ewigen Unentschloßenheit der Behörden, ist ein Hoffest daraus geworden, wozu ich noch etwas schreiben soll, was aber etwas und nichts sagen darf, da man es nicht wagt bey der wirklich außerordentlichen Bescheidenheit unsres verehrten Königs ihm selbst nur durch das gerechteste Preisen zu nahe zu treten. Auch im Theater giebt es Etwas wozu ich noch Chöre liefern muß – Sie sehen daß Tag und Nacht für mich jezt zu kurz sind. H: Morlachi wollte mir einige Scritturen nach Mayland und Venedig ablaßen. ich dankte aber – – – Mlle Funk hat gesungen. Schöne Stimme, wollen erst noch sehen was weiter – d: 3t August führte ich eine von mir comp: Kantate Ihrer Maj: der Königin zur Ueberraschung auf, welches sehr ausgezeichnet aufgenommen wurde, und selbst der König mir sehr viel gütiges darüber sagte. Die JubelCantate hatte ich Peters zum Stich angetragen, der ist nun aber leider nicht in Leipzig, und Zeit ist keine zu verliehren. was soll ich thun? einem Berliner Verleger kann man doch dieß nicht geben, auch welche Schande für die Sächsischen. Meine gute Lina grüßt mit mir alle herzlichst. der Himmel erhalte Sie froh beisammen im schönen Konnewitz, im schönen Hosterwitz ist sehr geplagt Ihr treuer unveränderlicher Freund Weber d: 14t August 1818.