WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber an Friedrich Rochlitz in Leipzig <lb/>Dresden, Freitag, 16. Oktober 1818 Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

Version 4.9.1 of February 5, 2024

Download of this file: 2024-03-28T16:04:33.96Z

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
Hornsche Str. 3932756 D Detmold
Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) http://weber-gesamtausgabe.de/A041455

Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

bedankt sich für Besprechung der Sonaten; über fortschreitende Klarheit in seiner Kompositionsweise; über seine neu begonnene Messe; er will die Partitur der Ouvertüre übersenden und legt ein Journal von Strauß bei, das R. anzeigen solle; erkundigt sich nach Hofmeisters geplanter Ausgabe seiner Lieder; Arbeit an seiner Oper ruhe noch immer; über Prager Repertoire Mit welchem Antheil, Freude und Nuzzen

D; Berlin; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung; Weberiana Cl. II A c, 16

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

font-style: italic;font-style: italic;text-decoration: underline;vertical-align: super; font-size: 0.8em; line-height: 0.7em;vertical-align: sub; font-size: 0.8em; line-height: 0.7em;display: block; text-align: center;display: block; text-align: right;font-style: italic;display: block; text-align: left;letter-spacing: 0.15em;font-size: smaller;font-weight: bold;font-variant: small-caps;content: '"'content: '"'content: "'";content: "'";
German Obsoletes Element tei:textClass entfernt nach notes, tag-Erg. u. Durchsicht von Frank Ziegler status auf approved gesetzt Werkauszeichnungen korrigiert Kopf, ERgänzungen ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. königin ausgezeichnet, kleien Änderungen Text eingefügt und angepasst, Personen ausgezeichnet Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1
S. Wohlgebohren Herrn Hofrath Fried: Rochlitz zu Leipzig
Mein theurer lieber Freund!

Mit welchem Antheil, Freude und Nuzzen habe ich Ihre treffliche Beurtheilung meiner beyden lezten Sonaten gelesen, wenn immer so der Beurtheilende mit dem Schaffenden Hand in Hand gienge, gerne und liebevoll dem gewählten Wege folgend, freudig jeden guten AussichtsPunkt belobend, liebend vorsichtig auf die schadhaften oder gefährlich werden könnenden Stellen hindeutend, was könnte da nicht alles Gutes in der Kunst gedeihen. Sie haben wahrlich den wahren Freund zum Richter erwählt gehabt, und ich war auf ein viel schärferes und hin und wieder mißbilligenderes Urtheil gefaßt daß ich mir selbst wohl schärfer gebe als irgend Jemand. So wie Sie es nun gestellt haben, haben Sie aber doch vollkommen Ihren Zwek erreicht, denn eine Andeutung ist schon hinlänglich bey dem was ohnedieß schon in mir fragt, so wie es bey der Richtung der Säule nur wenig bedarf um den Ausschlag zum geraden Stehen zu geben, ist sie einmal im Aufrichten begriffen, diesen Ausschlag nun aber so schonend zu geben und auf das Fehlende oder Zuviel so hinzudeutend, amdaß zugleich deutlich nun die Sorgfalt und Liebe für das Ganze hervorleuchtet kann auch nur ein Mann, der so fühlt wie Sie, und so Herr über das ist was er aussprechen will. das Wenige was Sie ausstellten, unterschreibe ich vollkommen, obwohl ich wohl auch meine Gründe oder Entschuldigungen dafür beibringen könnte, die aber gegen die Wahrheit des Tadels gehalten, gar nicht erst der Mühe werth sind /: wenigstens schriftlich nicht, mündlich vielleicht einmal darüber :/ ausgesprochen zu werden. Ich hoffe daß Sie in meiner Jubel Cantate und Overture einen bedeutenden Schritt vorwärts zu jener Klarheit, und mit wenigen Mitteln wirkendem finden werdenDie Kantate wurde am 19. Oktober 1818 in Leipzig aufgeführt; vgl. die Presseberichte., die allein endlich die wahre Rundung und gediegene Ausprägung der Sache giebt ohne dem innern Reichthum und Mannigfaltigkeit zu nahe zu treten. So helfe denn Gott, und treue Freunde wie Sie, immer fort und vorwärts auf der einmal betretenen Bahn bis das große alles endende Halt! zugerufen wird. Ich fange an wieder an einer neuen Meße zu arbeiten, die ich Ihrer Majestät der Königin, der Jubelhochzeit zu Ehren, schreiben will. Habe ich mich in der ersten ganz meiner Ueberzeugung und dem tiefen Gefühl der Größe des Gegenstandes hingegeben, so will ich jezt mir eine froh und fröhlich kindlich bittend und jubelnd zum Herrn betende Schaar denken. Außerdem drükken mich noch manche angefangene kleinere ArbeitenWeber arbeitete u. a. an seinem Zyklus vierhändiger Klavierstücke op. 60; im Oktober 1818 ist im Tagebuch das Moderato erwähnt. Fertiggestellt wurde die Sammlung allerdings erst im August 1819. Weber könnte hier aber auch jene Musiknummern meinen, die er laut Tagebuch am 24. Oktober 1818 an Joseph Strauß sandte. die bey meiner noch etwas anhaltenden Verstimmung nicht recht gelingen wollen. diese Kleinigkeiten sind nur die Kinder glüklicher Augenblike, das Größere reift unter Leiden und Freuden. Es fällt mir so eben ein, daß ich Ihnen doch auch die Partitur der Ouverture schikken will wenn sich eine Gelegenheit findet, und zugleich das erste Heft eines musik: Journals das H: Strauß in Prag herausgiebtStrauß gab beim Verlag Marco Berra in Prag ab Herbst 1818 das kurzlebige Periodikum Musikalischer Fruchtgarten: Monatsschrift für Clavier Gesang und Guitarre heraus; vgl. dazu die Prager Korrespondenznachricht in der Wiener AmZ, Jg. 3, Nr. 19 (6. März 1819), Sp. 149: Der schon durch verschiedene Opern und sonstige Clavier-Compositionen vortheihaftvortheilhaft bekannte, dermahl an dem hiesigen Theater angestellte, Herr Capellmeister Strauss, gibt seit dem 1. October 1818 eine Monathschrift für Clavier, Gesang und Guitarre heraus, die, den drey hereits erschienenen Heften zu Folge, als ein überaus angenehmes Geschenk zu betrachten ist, und die allgemeinste Theilnahme verdient. Der etwas sonderbar klingende Titel: musikalischer Fruchtgarten wird, in der That, vollkommen gerechtfertigt, wenn gleich, nach der witzigen Bemerkung eines ausländischen Blattes, keine singende Mohrrüben und blasende Petersilienwurzeln darin angetroffen werden. Die hier dargebothenen Früchte sind für den musikalischen Geist das, was in dem bereits unserer Gegenwart entschwundenen gehaltreichen, poetischen Fruchtgarten für den poetischen, ohne desshalb einen ausgehungerten Notizenschreiber zu nähren. Möge daher der fleissige und geschickte Gärtner für die Erhaltung seines so herrlichen Fruchtgartens zu sorgen, aufgemuntert werden! Weber hatte das erste Heft laut Tagebuch am 8. Oktober 1818 vom Herausgeber erhalten und gab es am 17. November 1818 dem nach Leipzig reisenden F. Hellwig mit., zu dem ich auch einiges liefern werdeVgl. Tagebuch vom 24. Oktober 1818 und welches ich Sie bitte Gelegentlich mit ein paar Worten anzuzeigenIn der Leipziger AmZ erschien nachfolgend keine Anzeige des Periodikums.. Ich habe zufällig gehört daß H: Hofmeister sich untersteht eine Liedersammlung von mir herauszugebenBei Hofmeister erschien vor der Ostermesse 1819 die Sammlung Fünf ausgewählte kleine Lieder mit Begleitung des Pianoforte oder Guitarre in Musik gesetzt von Carl Maria v. Weber (VN: 588), enthaltend die Lieder Das Röschen, Was zieht zu deinem Zauberkreise, Der kleine Fritz an seine jungen Freunde (alle drei aus den zuerst 1811/12 bei Simrock erschienenen Liedern op. 15), das Wiegenlied (aus den bei Gombart erschienenen Gesängen op. 13) und das um 1813 erstmals bei Gröbenschütz und Seiler in Berlin publizierte Schwäbische Tanzlied. Bereits 1814 war beim selben Verlag eine ähnliche Raub-Sammlung erschienen, für die Weber allerdings eine nachträgliche Honorarzahlung durchsetzen konnte; vgl. seinen Brief an H. Lichtenstein vom 17. September 1814., die er einzeln aus Almanachen pp zusammensucht, wißen Sie nicht ob das gegründet ist? und giebt es denn gar keine Mittel solchen schurkischen Verfahren Einhalt zu thun?

Gestern habe ich zum 1t mal Joconde gut und mit Beyfall gegebenVgl. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 6. November 1818.. in 10 Tagen erscheint die Zauberflöte, vor dem Xbr wohl auch noch meine SilvanaZur geplanten Aufführung vgl. die Anmerkung im Brief vom 26. November 1818 an J. P. S. Schmidt. . Meine neue Oper steht noch immer dem TagsGeschäfte nach und ruht. es ist recht traurig aber ich kann nicht anders.

Die lieben guten Gutschmidts haben wir kurz hintereinander einigemale zu unserer Freude gesehen, und zwar in herrlicher Gesundheit blühend, besonders das kleine Wesen. auch in meinem Hause ist Gesundheit und frohe Hoffnung für die ZukunftWebers Tochter Auguste wurde am 22. Dezember 1818 geboren.. Gott erhalte das uns allen. Meine Frau grüßt herzlichst mit mir Ihre hochverehrte liebe Gattin, und Sie, geben Sie uns die schöne Aussicht Sie bald wieder einmal hier zu sehen.

Noch einmal mein theuerer Freund strekke ich Ihnen dankbar meine Hand entgegen, Ihnen, der Sie mich erheben, stärken und erfreuen, Gott erhalte Sie und mir Ihre Liebe, so wie ich ewig bin und bleibe Ihr treuer Weber. Dresden d: 16t 8b 1818.