## Title: Carl Maria von Weber an die Berliner Freunde. Dresden, Mittwoch, 18. Dezember 1822 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041994 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Wenn je der Wunsch zu billigen war, des Fortunatus Wunschhütlein zu besizzen; so konnte er gewiß Niemand weniger verargt werden, als mir Armen, Reichen, – wegen dem Grund seiner Verzweiflung Beneidenswürdigen. Durch eine Reihe von Jahren, habt Ihr theuren Versamelte mir so zahllose Beweise inniger Theilnahme, liebender Nachsicht, und treuer Freundschaftswärme gegeben; habt den wohl oft wunderlichen Kauz so gerne gehätschelt, ermuthiget, erhoben, und ihm die rauhe Bahn zu ebnen gesucht, daß er es wohl für eine seiner schönsten Freuden auf Erden halten dürfte, den Abend den Ihr seinem Andenken weiht, durch des Wunschhütleins Macht eine Stunde in Eurer Mitte hausen zu dürfen, um in seiner treuen Umarmung Euch fühlen, und in seinen Augen lesen laßen zu können, wie über alles wohlthuend ihm diese Erneuerung so manchen unvergeßlichen Abends ist, der einwirkend auf sein ganzes Seyn war. Da es nun aber nichts hilft daß ich singe „wenn ich ein Vöglein wär“ — oder, „Samiel hilf“ rufe, welches ich vollends gar für nichtig halte; so weiß ich doch daß ich der Fortunatus — wenn auch ohne Wunschhütlein — bin. denn man zeige mir noch einen Weber der solche billige und ihn liebende Kaufherrn hat, als ich. | Die mit dem Herzen empfangen, was das Herz gegeben, und die somit auch aus diesen wenigen Zeilen den innigen Dank, und die unwandelbare Treue für Sie herausfühlen werden, die kein Wort und kein Ton wiederzusagen im Stande sind: die nur das Leben bewährt,und auch nur mit ihm von mir scheiden werden. Und nun mein Lebewohl aus der Ferne, indem es mich unwiderstehlich dazu drängt Euch mit Matthison zuzurufen Fühlt Ihr beim seligen Verliehren in treuer Freundschaft Zauberland, ein lindes geistiges Berühren wie Zephirs Kuß an Lipp und Hand, und wankt der Kerze flatternd Licht, das ist mein Geist, o zweiflet nicht. Dresden d: 18t December 1822. Carl Maria von Weber. Fühlt Ihr beim seligen Verliehren in treuer Freundschaft Zauberland, ein lindes geistiges Berühren wie Zephirs Kuß an Lipp und Hand, und wankt der Kerze flatternd Licht, das ist mein Geist, o zweiflet nicht.