WeGA, Rezeptionsdokumente, Digitale Edition Dramatisch-musikalische Notizen (Dresden): <q>Der Wettkampf zu Olimpia</q> von Baron von Poißl Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Stadler, Peter Übertragung Albrecht, Christoph Fukerider, Andreas

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Machine-Readable Transcriptions of Newspaper Articles about Music and Theatre Performances in the early 19th Century

über die Spezifik der Großen Oper und ihren herausragenden Vertreter Gluck und Mosel, danach generell über Poißls Opern Nachrichten aus dem Gebiete der Künste und Wissenschaften Dramatisch-musikalische Notizen.<lb/>Als Versuche, durch kunst-geschichtliche Nachrichten und Andeutungen, die Beurtheilung, neu auf dem Königl. Theater zu Dresden erscheinender Opern zu erleichtern.<lb/>Von <hi rendition="#spaced_out">Carl Maria von Weber</hi> Winkler, Karl Gottfried Theodor Kind, Friedrich Abend-Zeitung Arnoldische Buchhandlung Dresden 4 64 16. März 1820 2v Fraktur HellS III, S. 137–139 MMW III, S. 211–212 Kaiser (Schriften), S. 310–312 (Nr. 142) D Berlin Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (X), Bl. 70b/r–70b/v

über dem Ms. Titel: Dramatisch=mus. Notizen.; Incipit: Donnerstag d: 16t: März zum erstenmal auf dem Königl. Theater Der Wettkampf zu Olimpia. große Oper in 2 Akten; datiert: Dresden d: 13t. März 1820.

auf Bl. 2r und v von DBl. (Format 33,5x20,7 cm, WZ: Posthorn, darunter: F, Gegenmarke: J P , Kettlinien ca. 2,5 cm), erster Abschnitt des Text links mit Rötel markiert zur Datierung: im TB unter 12. März 1820: Aufsaz über Wettkampf geschrieben

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Deutsch 12. März 1820 (laut TB), 13. März 1820 (laut A und ED) Endkorrektur, Kommentare eingefügt, Status erhöht Faksimile verlinkt formale Korrektur der Überschrift mit Entwurf verglichen, Lesarrten verzeichnet und Metadaten umstrukturiert Korrektur gelesen nach ED mit Schriftenliste abgeglichen Korrekturgelesen ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. kleine Korrektur Korrektur der Angaben von revisionDesc Weitere Anpassung an die Vorgaben der Besprechung vom 13.10.2010 Anpassung des Headers an die Merkmale aus der Besprechung vom 13.10.2010 Auszeichnung des Textes und Anpassung des Headers Herstellung von Originalorthographie und Layout
Dramatisch-musikalische Notizen. Als Versuche, durch kunst-geschichtliche Nachrichten und Andeutungen, die Beurtheilung, neu auf dem königl. Theater zu Dresden erscheinender Opern zu erleichtern. Von Carl Maria von Weber.

Donnerstag, am 16. März. Zum Erstenmale auf dem königl. Theater: Der Wettkampf zu Olimpia, große Oper in 2 Akten. Frei nach Metastasio in gebundener Rede bearbeitet, und in Musik gesetzt vom königl. baierschenbayrschen Kammerherrn, Commandeur des großherzogl. hessischen Verdienst-Ordens, und St. Georgen-Ordens Ritter, Baron von Poißl in MünchenVgl. Webers TB-Eintrag.

Es ist viel über die eigentliche Wesenheit der sogenannten großen Oper gestritten, und bis jetzt noch nicht festgestellt worden, von welchen Grundprincipien sie eigentlich bedingt wird. Ich begnüge mich also nur anzuführen, was man gegenwärtig in stillschweigend angenommener Uebereinkunft unter dem Beiworte groß zu verstehen pflegt. Nämlich eine Oper, in der die Musikstücke durch fortlaufend instrumentirte Recitative verbunden sind, und wo demnach die Musik als Herrscherin von allen ihren, ununterbrochen in Thätigkeit gesetzten, Krondienern umgeben, Hof hält.

Damit verbindet man noch den Begriff, daß in der Wahl des Stoffes auch nur das Großartige verwendet werden dürfe. Unter diesem Großartigen aber versteht man meistens wieder bloß das, was man aus der alten classischen Zeit der Griechen u. Römer entlehnen kann. Diese Begriffe stehen nicht nur mit dem in Verbindung, was die Franzosen als Grundsätze für die Tragödie aufstellen, sondern sie gehen unmittelbar von ihnen aus, da, meines Wissens, sie die Schöpfer dieser großen Oper sind, die vor allen Gluck zu einer, bis jetzt noch in dieser Gattung unerreichten Höhe gebracht hat.

Wir haben in Deutschland nicht sehr viele, dieser Classe angehörige, Original-Werke, und der, besonders jetzt zum Romantischen sich neigende, Zeitgeist wird ihrer Vermehrung immer bedeutender in den Weg treten. Außer den trefflich gedachten Opern, Salem und Cyrus, des Herrn von Mosel in WienVgl. dazu auch Webers Korrespondenz-Nachrichten aus Wien, und einigen andern Versuchen, hat Herr v. Poißl sich mit Vorliebe dieser Gattung geweiht, und durch mehrere gelungene Werke Beifall und Anerkennung gefunden.

Der Kunst bestimmte er seine Zeit und Kraft. Eigenes Studium und Freundes Rath, des hochzuehrenden Kapellmeisters Danzi, waren seine zweckdienlichenzwekdienlichsten Hülfsmittel. Mit wissenschaftlichen Kenntnissen, ja selbst mit dichterischem Talent ausgerüstet, hatte er das Glück, einen großen Schritt zur vollendetern Kunstbildung voraus zu haben. Nachdem er schon mehrere Werke für Bühnen und Kammer geliefert hatte, befeuerte ihn vorzüglich die, in München wirklich mitmit wirklich beispiellosem Enthusiasmus aufgenommene, Oper: Ottaviano in Sicilia, sich gänzlich der dramatischen Muse hinzugeben. In kurzer Zeit gingen aus seiner rastlosen Thätigkeit hervor: Ottaviano, Der Wettkampf zu Olimpia, Athalia13., Aucassin und Nicolette, über die Hälfte der Oper Merope, Nittetis, eine komische Oper, Dir wie mir, Issipile1819 etc.pp. Besonders eigenthümlich ist Baron Poißl, – neben großer Sorgfalt für die Wahrheit der Declamation, reicher Harmonien-Folge und zweckmäßiger, mannigfaltiger Instrumentation, – fließende, klar hingestellte Melodie, die neben ihrer Weichheit noch das Verdienst einer großen Sangbarkeit, und das gewisse Kehlgerechte hat, welches zu vernachlässigen man so oft den deutschen Componisten, und zwar nicht ganz ohne Grund, zum Vorwurf machen kann.

Dem Vernehmen nach arbeitet er jetzt an einer großen italiänischen Oper.

Dresden, den 13. März 1820.