## Title: Gottfried Weber to Giacomo Meyerbeer in Paris. Mainz, Friday, December 30, 1814 ## Author: Weber, Gottfried ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A040733 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ A Mr. Worms de Romilly a Paris Rue Bondi Pour remettre a Monsieur Meyer Beer de Berlin rue de Richelieu No 71 Mainz am 30t Decbr 1814 Lieber Bruder, ich gedachte dir dieser Tage mit Ruhe u Muse zu schreiben, aber da kommt mir plözlich was übern Hals weshalb ich dir auf der Stelle schreiben muß. Der geniale Mälzl schreibt mir nämlich daß er in diesem Augenblik sein Chronometer dem Conservatoire sein Chronometer produzirt: Da hab ich denn für gut gefunden keinen Augenblik Zeit zu verlieren, und hab den Auszug aus meinen verschiednen Aufsäzen über diesen Gegenstand den ich dir zu schiken versprochen hatte und der eben fertig dalag, ohne weitere Komplimente à messieurs les Directeurs du Conservatoire de musique à paris geschikt, u zwar in teutscher Sprache mit einem französischen Brief dazu worin ich sie bitte meine Idee ihrer Aufmerksamkeit zu würdigen. dieser Brief geht heute zugleich mit dem gegenwärtigen ab, welcher leztere den Zwek hat dich von dem geschehenen in Kenntnis zu szen und dich zu bitten: 1tens bei sich ergebender Gelegenheit mündlich über die Sache erklären zu helfen, ich hab es erst neulich wieder an Dir erfahren wie ein einziges mündliches Wort mit Vorzeigung der einfachen Pendel Operation mehr einleuchtet als bogenlanges Geschmiere auf Schreib- oder Drukpapier. 2tens wirst du mit nächstem Postwagen eine ebenmäßige Abschrift des Auszugs erhalten den ich den Direktoren zugeschikt: wenn dies möglich ist so laß ihn übersezen und in ein Blatt sogleich einrüken, – denn was geschehen soll muß in diesen Augenblik geschehen. 3tio wär mirs gar sehr erwünscht wenn Du ihn auch in ein Wiener Blatt einsenden wolltest. Lieber Bruder, gieb Gott und der guten Sache die Ehre und besorgs alles recht wol. A propos von Wien zu reden, vom Präsidenten des Tonkünstler Vereins hab ich ein für mein Te Deum ein sehr schmeichelhaftes Danksagungsschreiben erhalten, mit der Bitte dem Verein auch noch mehrere andere von meinen Arbeiten, (namentlich meine achtstimmige Hymne und die vierstimmigen Gesänge) mitzutheilen: der Himmel weis woher ihnen die Existens dieser Dinge bekannt ist. Das wär nun wol alles recht schön und gut, aber es taugt mir doch nicht, denn ich hatte erwartet von Mosel selbst an den ich das Te Deum addreßirt hatte, Antwort zu erhalten, und so mit ihm angeknüpft zu haben: damit ists nun nichts, und ich muß also dich beim Wort halten die Verbindung zwischen mir und Mosel und mir und einem oder zwei Wiener Blättern anzuknüpfen; dies alles geschieht wenn du meinen Aufsaz übers Chronometer durch Mosel an ein dortig Wiener Blatt geben läßest und veranlaßest daß lezteres mich zu ferneren Beiträgen auffordert: dem Mosel magst Du versprechen daß ich sein Ding rezensire, wenn er mir schreibt so thu ichs dann auch. Nun leb wol lieber Bruder, ich bedaure daß ich dir schon durch diesen Brief so bedeutende Kosten verursachen muß, (nämlich um dir ihn ins Französische übersezen zu laßen, da die Pariser Bestie ohne -Zweifel kein Wort teutsch mehr versteht.). Ich wollte Dir gerne noch mancherlei dummes Zeug dazuschmieren, aber die Post geht ab. Leb wol, und schreib mir bald. Von Weberl erwart ich täglich Briefe, dann antwort ich ihm gleich und bringe auch deinen Vorschlag wegen wiederanknüpfung des Vereins in Zirkularvortrag. Einsweilen thue du auch ohne VereinsVerpflichtung was jeder der guten Sache schuldig ist, das heist rühre dich zu Besorgung der obigen verschiedentlichen Bitten und Aufträge. Lebwol liebes Brüderl.