## Title: Aufführungsbesprechung Mannheim: “Sargino” von Ferdinando Paër am 21. Juli 1811 in Mannheim ## Author: Gottfried Weber ## Version: 4.10.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030814 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Hof- und National-Theater in Mannheim. Sonntags, den 21. Juli: Sargines, oder der Zögling der Liebe, Oper in zwey Aufzügen von Pär. Herr Lieber als Gast befriedigte in der Role als Sargines nur wenig. Seine Brust-Stimme geht nur bis h, von wo an ein zweites Kopf-Register bis h' und c'' hinauf reicht. Beide sonst sehr gegen einander abfallende Stimmgattungen sind übrigens gleich schwach, und zum Durch- und Eingreifen unfähig: daß die Kopfstimme viele Geläufigkeit besitzt, ist nichts neues. Herrn Liebers Gesang wäre im Ganzen angenehmer, wollte er von seinen höchsten Tönen weit seltner Gebrauch machen, und nicht jede Gelegenheit ergreifen, seine a' b' h' c'' anzubringen. Einen Triller besitzt Hr. Lieber nicht, dafür gab er einigemale den sogenannten meckernden Triller auf einerley Ton, – und er gab ihn, wie es schien, con amore, als hielte er ihn für schön, oder das Publikum für unerfahren genug, um sein Kunststück für ein ächtes Trillo anzunehmen. Das ist denn nun freilich tadelnswerth. Es ist immer besser, lieber den Triller ganz zu umgehen, wie dies manche sehr gute Sänger thun – als einen solchen . . . . . Triller zu geben, welcher, so wie ihn Hr. Lieber macht, nicht einmal täuschend ist. Am meisten befriedigte Hr. L. im Duette aus F, welches er, von Mlle. Frank gut unterstützt, mit Geschmack und gutem Portament vortrug, wo seine Stimme durch nichts übertönt wurde, und die leichte Ansprache seiner hohen Töne und die Geläufigkeit seiner Kehle ihm gute Dienste leisteten. Mlle. Frank war heute wieder nicht sehr bey Stimme, oder doch nicht bey starker. Auch scheint die Role der Sophie ihrer Individualität wenig angemessen; sie gab sie überall zu sanft und weich, selbst da wo sie den jungen Helden zur Tapferkeit im Streite anfeuern soll, wo sie aber sogar auf das Wort: „Feldgeschrey“ eine liebliche Tirade anbrachte. Durch diese allzugroße Weichheit der beiden Liebenden wurde der größte Theil des ersten Aktes süßlich und schleppend. – Sonst zeichnete sich Mlle. Frank, wenn auch nicht in der Arie des zweiten Aktes, doch im Duette des ersten sehr vortheilhaft aus. Im Ganzen war die Aufführung gut; besonders gelungen war, kleine Irrungen abgerechnet, das Quintett, womit der erste Akt schließt. Auch im unbegleiteten Terzet des zweiten Aktes, aus As dur ( – ) fiel eine merkbare Irrung vor. Das Orchester hielt sich heute vorzüglich gut, nur vermißte man sehr einen fehlenden Trompeter, besonders in der Ouvertüre, und manchen andern Stellen, wo die Trompeten die Hauptrolle spielen. G. Giusto.