## Title: Aufführungsbesprechung musikalisches Museum, Mainz: Konzerte im musikalischen Museum seit dem 4. Mai 1816 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030443 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Das hiesige musikalische Museum, von dessen Entstehen Sie in Ihrem Blatte vom 4ten Mai die erste Nachricht gaben, blüht luftig und munter empor. Alles was Kunstsinn besitzt (oder auch nur besitzen möchte), drängt sich lebhaft zur Theilnahme an dem schönen Institute, welches sich unter andern schon eines Singchors von fast 30 Frauen und Fräuleins erfreut, sämmtlich Liebhaberinnen, worunter aber einige wirklich vorzügliche Sängerinnen sind. Verhältnißmäßig eben so sind die Männerstimmen besetzt, und so auch das Orchester, in welchem jedoch noch merklicher Mangel an guten Violinisten und Kontrabassisten herrscht. Was unter allen bisher aufgeführten Tonstücken die entschiedenste und in der That ergreifendste Wirkung that, war (am 5ten Juni) ein vor kurzem bei Andree in Offenbach erschienenes Requiem von Gottfried Weber, den Man[n]en der Sieger bei Leipzig und la belle Alliance geweiht, ein Seitenstück zu dessen Te Deum dem siegenden deutschen Volke gewidmet, wofür er vor etwa einem Jahre die goldne Medaille von Sr. Maj. dem König von Preußen erhielt. Die Wirkung, die dieses Requiem auf die Zuhörer machte, war groß und wirklich überraschend. Eine allgemeine tiefe Rührung äußerte sich in der ganzen Versammlung. Auf dringendes Ersuchen der hiesigen Regierung mußte es in der folgenden Museumsversammlung vom 21ten Juni als Nachfeier der Waterlooer Schlacht wiederholt werden, wobei der Zudrang einer ungeheuern Menge von Zuhörern beinah die Aufführung selbst unmöglich gemacht hätte. Das Werk ist für einen Chor von blos männlichen Singstimmen und eine konzertirende Tenorstimme geschrieben. Die Instrumentation besteht aus lauter tiefen Instrumenten (Altviolen, Bässen, Hörnern, Fagotten u. s. w.) mit konzertirendem Orgelpositiv. Von jedem der fünf Hauptsätze (die sonst, ihrem Ritualsatze nach, ohne eigentlichen Zusammenhang untereinander sind) ist der Uebergang vom Folgenden durch dazwischen angebrachte höchst einfache Choräle bewirkt, welche dem Ganzen diejenige Haltung von Heiligkeit und Andacht noch mehr sichern, welche den höchsten Werth eines solchen Werkes ausmachen. Die Solostellen des Tenors, überall in die durchgängig höchst leisen Melodieen der zärtesten Orgelregister verwebt, wurden von Hrn. Stadtrath C. v. D*. und Hrn. Handelsmann D*. äußerst schön und rührend vorgetragen. Bei den schmelzenden Solostellen des Erstern, so wie beim grausen Dies irae, waren die Ausbrüche der allgemeinen Rührung am lautesten. Die übrigen bis jetzt im Museum aufgeführten Tonstücke waren, nächst Haydnschen und Beethovenschen Sinfonien: Abt Voglers Trichordium oder Lob der Harmonie, und Rochlitz's Deklamationsstück: der erste Ton mit Musik zur Deklamation und einem Schlußchor von C. M. v. Weber. Diese sämmtlichen Werke sind schon zu allgemein vortheilhaft bekannt, als daß sie hier einer nähern Würdigung bedürten. – Nächstens erwartet man die Aufführung von Rombergs Glocke und Gottfried Webers Te Deum.