## Title: Notizen aus Berlin ## Author: Anonymus ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031128 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Notizen aus Berlin.Wir haben Madame Catalani gestern unsre Opfer hoher Bewunderung und Verehrung vorgebracht, so daß wir mit jenem englischen Matrosen in London ausrufen möchten: "Die muß wohl ein Nest von Nachtigallen in der Brust haben!" So platt auch übrigens diese Matrosen-Kritik im ersten Augenblicke zu seyn scheint; so liegt darin doch im Ganzen ein so richtiger Kunstsinn, daß auch die größten Lobredner der gefeyerten Meisterin nichts Schöneres über ihren Gesang sagen könnten. Drum würde alles, was wir darüber noch Künstliches und Poetischgedrechseltes anführen wollten, doch immer nur eine schwache Wiederholung seyn, was das natürliche (und oft am richtigsten leitende) Gefühl jendem rauhen Seemann in den Mund legte. Wir begnügen uns also einzig und allein mit der Bemerkung: daß schon am Sonntage um 12 Uhr Mittags gar keine Billets mehr zum Conzerte der Mad. Catalani zu haben waren, und daß in dem zweyten am nächsten Sonnabend statt habenden Conzerte das Auditorium nicht minder zahlreich seyn wird, indem gestern sehr viele Herren und Damen ihre so hoch gespannte Neugier nicht befriedigen konnten. Indeß ist andrerseits nicht zu läugnen, daß sich bey diesem hohen Kunstgenuß manchem Zuhörer hohe Reminiscenzen an die in früheren Jahren gleichberühmte Mara unwillkürlich aufdrängten, gegen welche jedoch die Natur in Spendung einer schönen Körperform etwas stiefmütterlich zu Werke gegangen war; bey der man aber ebenfalls den bekannten Lobspruch auf jenen Feldherrn der Vorzeit: Veni, vidi, vici! mit Recht in Anwendung bringen konnte. Bey dieser Gelegenheit kauften einige Israeliten gleich nach Ankündigung des Conzerts, Eintrittbillets zu 6 bis 8 Dutzenden. Sobald sie hörten: daß nach der Berechnung des etwas über 900 Personen fassenden Conzert-Saales, bey der Madame Catalani keine Billets mehr zu haben waren, erschienen sie gar freundlich mit ihrem Vorrath, und überließen großmüthigerweise den sehndenden Musikliebhabern das einzelne Billet, welches ihnen 3 Rthlr. kostete, für den baaren Werth von 4 Rhtlr. Wer also z.B. 8 Dutzend verkaufte, hatte in sehr kurzer Zeit 96 Rhtlr. gewonnen.