Theater.
Prag
den 21. Februar. – Zum Besten des Herrn Ferdinand Polawsky: Die Räuber auf Maria Kulm. Ein
vaterländisches Gemälde in fünf Aufzügen, von H.
Kuno. – Dieses Stück, welches sich auf eine Sage des
Elbogener Kreises
gründet, ist in der That ein wundersames Gemisch von Interesse und
Langweiligkeit, und eine der sonderbarsten Compositionen, die je auf die
teutsche Bühne gekommen sind. Die mannhafte Tochter eines Burgvogts ist in ihren
weibischen Junker verliebt, geht an seiner Statt, das verlorene Damenbretvgl. J. Chr. Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, rev. und berichtigte Ausgabe von Fr. X. Schönberger, Wien 1811, Bd. I, Sp. 1375, Art. Dambrêt: das Bret oder der breterne Kasten, auf welchem man die Dame spielet; auch wohl das Damenbret
. des
Vaters aus der Kulmer Capelle zu hohlen, die als Zufluchtsort einer Räuberbande
bekannt ist, entdeckt die Urheber der Räuber, ist Zeuge zweyer Mordthaten, wird
durch Wunder aus der Gefahr errettet, fängt die Bande durch eine Maskerade, und
wird endlich dem Junker vermählt. Dieß ist mit sehr viel Glauben, einigen
Brocken von Räuberphilosophie verziert, mit einer Menge von Scenen und
Gesprächen, die gar nicht zum Zweck gehören, ausgestattet, und wimmelt von recht
handfesten Coups de Theatre; diese, und das
außerordentlich schöne Spiel der Mad. Schröder als
Bibiana haben dem Werke einen ganz rasenden
Beyfall verschafft. Die Künstlerinn wird jedes Mahl schon nach dem dritten Acte
heraus gerufen, und die Logen und gesperrten Sitze sind schon für drey bis vier
Vorstellungen voraus vergeben. Seit der vielgefeyerten Aschenbrödel kann sich kein Stück eines solchen Glückes
rühmen.
Den 7. März zum Besten des Herrn Capellmeisters Carl
Maria v. Weber: Die Zauberprobe, oder: So sind sie Alle, romantische Oper in
zwey Aufzügen nach dem Italienischen von Treitschke, mit Musik von Mozart. – Herr Tr. hat ein großes Werk
unternommen, aber, nach unserer Meinung wenigstens, nicht auf
die glücklichste Weise durchgeführt; die Zauberey in dieser Oper hat keine
poetische Nothwendigkeit, und ergreift nicht. Übrigens ward der
Magier vom Herrn Siebert so schlecht gespielt, und so
schwach gesungen, daß diese wichtige Rolle ganz in Schatten trat. Die beyden
Liebhaber wurden ebenfalls weder durch Gesang noch Spiel gehoben, und die ganze
Last ruhte auf den Damen, die sie denn natürlich allein nicht zu ertragen
vermochten. Dlle. Brand gab den Genius recht
brav; in minder günstigem Licht erschien Dlle. Böhler als
Isabella, die neben Laura (Mad. Grünbaum) zu sehr
verdunkelt ward. Diese Oper ist erst zwey Mahl gegeben worden7. und 9. März, weitere Aufführungen 1815 am 28. März, 24. April, 1. Juli und 29. August; vgl. Prager Spielplan 1815.
Den 19. März. Zum Besten des Taubstummeninstituts: Der Taubstumme, oder: Abbé
de l'Epée, von Kotzebue. – Dieser Tag (Der
Palmsonntag) und dieses Stück sind schon seit mehreren Jahren regelmäßig der
Unterstützung dieser wohlthätigen Lehranstalt geweiht, und regelmäßig fällt dem
jedesmahligen Liebling des Publicums zu, einen Prolog darzusprechen (!). Heuer fiel das Loos auf Mad. Schröder, welche einen
Prolog von Herrn B. A.
Ehrlich mit dem nur ihr eigenen Ausdruck vortrug.
Die Aufführung des Stückes war in den meisten Theilen gelungen zu nennen.
Vorzüglich schön gab Herr Seewald den Abbé de
l'Epée, Herr Wilhelmi den Darlemont,
und Herr Bayer den
Advocaten Franval. Das
weibliche Personale ließ Manches zu wünschen übrig.