Theater.
Prag.
– Mad. Grünbaum
gab am 4. Jänner zu ihrer Benefice: Helene, Oper von Mehul, welche fast ganz
durchfiel. (Sie ist seitdem noch ein Mahl gegeben worden, und wird
wahrscheinlich hiermit abgethan seyn.)
Den 6. Jän.: Die Zurückkunft aus
Surinam, Lustspiel in 3 Aufzügen nach Voltaire von Dr.
Müllner. Dieß
Stück ist in diesen Blättern erst unlängst detaillirt worden; wir begnügen uns
also mit der Nachricht, daß es hier nur getheilten Beyfall fand. Herr Wilhelmi
(Krum), Herr Polawsky
(Baron), Herr Löwe (Der junge
Schmalt) und Mad. Allram (Stubenmädchen) spielten recht
brav. Was das Tanzen betrifft, so scheint es, als hätten es die Erwachsenen
sammt und sonders, als läppisch und unschicklich, den Kindern überlassen. Wir
sehen – etwa außer dem Mechanikus – nur Divertissements von Kindern; Musik und
Tanz von der Erfindung des Herrn Macco; eines der letztern: die Zigeuner, war so neu in der
Invention, daß sogar der Pagliassospaß mit den
zahllosen übereinandergezogenen Westen vorkam; er wurde an einem Juden exequirt,
der sich am Ende in ein Mädchen verwandelte. Unter dem kleinen tanzenden
Personale zeichnen sich vor allem zwey Töchter
der Mad. Schröder aus; die größere tanzt schon sehr brav, und beyde interessiren durch eine wahrhaft kindliche Grazie,
welche der Dlle. BinderEine Dem. Binder ist noch 1820 am Ständetheater als Darstellerin (naive Mädchen. Nebenrollen. Chor
) nachgewiesen; vgl. Wenzel Lembert (Hg.), Taschenbuch für Schauspieler und Schauspielfreunde auf das Jahr 1821, S. 293. Ihr Abgang in der Saison 1820/21 ist angezeigt in: Wenzel Lembert (Hg.), Taschenbuch für Schauspieler und Schauspielfreunde auf das Jahr 1822, S. 289. – die
vielleicht eine bessere Tänzerinn wird, als jene – durchaus fehlt. Daß sich die
Tänze dieser kleinen Personen auf unserer großen Bühne ausnehmen wie ein
Lilliputisches Gastmahl, es versteht sich von selbst.
Trotz des geringen Glückes, welches Mad. Quandt bey ihrer ersten Gastrolle – im
Testament des Onkels –
gemacht hatte, erschien sie am 12. Jänner noch ein Mahl, und zwar als
Eulalia in
Menschenhaß und
Reue. Wenn wir auch schon vergessen hätten, mit welcher
unbeschreiblichen Anmuth Mad. Löwe diese Rolle gab, so würden wir dennoch die Güte
des Prager Publicums bewundert
haben, welches, das Recht der Gastfreyheit ehrend, diesen ungebethenen Gast nur
durch Kälte bestrafte.
Den 20. Jän. Axur, König von
Ormus, Oper in 4 Acten von Salieri. – Herr Bassi erschien als
Axur, und zeigte uns leider, daß er der
teutschen Sprache bey weitem nicht mächtig genug sey, um in einer ernsten Rolle
aufzutreten. Wer sich seiner ehemaligen Erscheinung erinnert, der sieht leider,
daß nur noch die Ruine eines herrlichen Gebäudes übrig ist. Übrigens schienen
sich dieß Mahl Sänger und Direction verschworen zu haben, dieser herrlichen
Composition Salieri's den Todesstoß zu geben. Herr Grünbaum ist zwar seit
einiger Zeit nicht gar so heiser als früher; doch ist er dem
Atar keineswegs gewachsen; eben so wenig Mad.
Allram der
FiamellaFiametta, welche ihr bestes Gesangstück
ausließ. Mad. Grünbaum sang und spielte die
Aspasia sehr schön. Herr Kainz
(Arteneo) und Herr Siebert
(Biskroma) hätten ihre Rollen vertauschen
sollen, wodurch beyde gewonnen haben würden. Decorationen und Garderobe waren
über die Massen armselig und unpassend.