## Title: Aufführungsbesprechung Prag: Musikalische Akademie von Johann Peter Pixis, Sommer 1816 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032337 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Tonkunst.Prag. – Unter die erfreulichen Erscheinungen im Gebiethe dieser Kunst während der Sommermonathe gehörte unstreitig die große musikalische Akademie, welche Hr. P. Pixis aus Wien auf seiner Durchreise gab. Als geistreicher Compositeur und vorzüglicher Clavierspieler schon längst bekannt, erregte seine Erscheinung allgemeines Interesse, und er erfreute sich selbst in dieser, der Kunst so wenig günstigen Zeit eines sehr zahlreichen Zuspruchs. Eine volle und kräftige Ouverture machte den Anfang, und schon ihr ward allgemeiner Beyfall zu Theil, der aber noch lebhafter dem darauf folgenden Pianoforteconcert gezollt wurde. Dieses durchdachte Musikstück ist durchaus grandios, originell und voll Kraft einer jugendlichen Phantasie. Die Schwierigkeiten sind riesenmäßig und die Begleitung des Orchesters geschmackvoll und auf Effect berechnet. Das Spiel des Hrn. Pixis ist gleichfalls brillant und dessen Haupteigenschaften geniale Kraft. Auch das Orchester, welches aus den Zöglingen des Conservatoriums der Musik bestand, entsprach und übertraf sogar die Erwartungen der Kunstliebhaber, die doch gewohnt sind, keine geringen Leistungen von der Jugendblüthe dieses Instituts zu fordern. Nachher spielte der Bruder des Concertgebers Hr. F. Pixis, Professor der Violine am Conservatorium, Variationen für die Violine von seiner eigenen Composition zum ersten Mahle. Ein gefälliges und singrechtes Thema kehrte sechsmahl wieder, und in den Beränderungen der Form entfaltete Hr. Pixis seinen großen Reichthum und seine bewundernswerthe Gewalt über sein Instrument. Mad. Grünbaum, die Zierde jeder Oper und jedes Concerts, sang eine Cavatine von Nasolini mit der Vollendung, die das hiesige Publicum zum Theil nicht mehr nach ihrem ganzen Umfange zu Theil wird, weil sie ihm täglich zu Theil wird. Die beyden Brüder spielten sodann noch eine Polonaise für Pianoforte und Violine, und der jüngere (Hr. P. Pixis) zum Beschluß eine Caprice auf dem Pianoforte allein, in welchem er vorzüglich den ganzen Reichthum seiner Kunst aufboth und durch den rauschendsten Beyfall belohnt wurde. Einem zweyten Kunstgenuß sehen wir entgegen, da wir mit Sicherheit darauf rechnen dürfen, das seltene Talent des berühmten Mauro Giuliani auf seiner Durchreise bewundern zu können.