## Title: Über das Konzert des Ehepaars Seidler am 18. Dezember 1823 in Berlin ## Author: Anonymus ## Version: 4.10.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032767 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Musik.Unsre reizende und liebliche Seidler und ihr verdienstvoller Gatte hatten am 18ten d. M. ein großes Konzert veranstaltet, das eben so reich an innerm Werth der Leistungen als an Zahl derselben war. Madam Seidler selbst sang darin zwei große brillante Arien, von Mercadante und Rossini, und das treffliche beliebte Duett, aus Nurmahal, mit solcher Reinheit, Sicherheit und Volubilität ihrer süßen Kehle, daß es schwer sein mögte einen schöneren Genuß dieser Art zu finden. In der That ist der Besitz solcher Künstlerin nicht genug zu schätzen. Dasselbe dürfen wir wohl mit vollem Recht von Mad. Milder sagen, die im ebenerwähnten Duett allen Zauber ihres so eigenthümlichen Organs entfaltete. Und als wenn reizende Künstlerinnen heute sich das Wort gegeben hätten die Gefühle der Zuhörer auf alle Weise in Anspruch zu nehmen, so hatten auch Frau v. Holtei und Frau v. Szimanowska sich mit den Sängerinnen verbunden, uns, durch Deklamazion und Pianofortespiel, angenehme Genüsse zu bereiten. Erstere trug zwei Gedichte ihres geistvollen Gatten, elegischen und humoristischen Inhalts, mit dem ihr eignen inni | gen und naiven Ausdruck vor, und Letztere spielte eine ziemlich schwierige Komposizion von Field, sehr wacker. Aber auch der Konzertgeber H. Seidler zeigte sich in einem Violinkonzert, als jener gediegne und geschmackvolle Künstler, der jede Schwierigkeit zur Zierde seines Vortrags zu erheben weiß! Mit ihm wetteiferte H. Möser im bekannten Doppelkonzert von Düpüy, durch Feuer, Präzision und Nettigkeit des Spiels. K. M. v. Weber’s Ouvertüre zur Euryanthe macht einen schönen lebhaften Effekt und wurde sehr brav ausgeführt. Ob sie der Oper selbst entspreche, müssen wir noch dahin gestellt sein lassen, da der Klavierauszug zur Beantwortung dieser Frage nicht genügt.