## Title: Korrespondenz-Nachrichten aus Karlsruhe ## Author: Johann Ludwig Ewald ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032291 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Korrespondenz-Nachrichten#lb#Karlsruhe, Jan.Mit dem hiesigen Hoftheater ist eine bedeutende Veränderung vorgegangen. Vogel, der die guten Schauspieler fortschickte und immer schlechtere annahm, so daß das Theater zuletzt wirklich, im Ganzen, unter aller Kritik war, hat die Unternehmung aufgegeben, und der Hof hat es selbst übernommen. Jetzt darf man hoffen, daß es unter der thätigen und kraftvollen Intendanz des Obersten v. Stockhorn, und unter der Regie des redlichen, thätigen und feingebildeten Mittels, der von Dessau berufen worden ist, den Namen eines Hoftheaters verdienen wird; besonders da auch die Direktion des Orchesters besser eingerichtet, und dem als Komponist bekannten Musik-Direktor Brandl übertragen ist. – Man hat den Achilles, Jakob und seine Söhne, und noch einige andere Opern gegeben, wie sie hier noch nie gegeben worden sind. – Mittel ist ein trefflicher Schauspieler in den entgegengesetztesten Rollen. Den verzweifelnden Simeon im Jakob, und den schlauen, mißtrauischen, tückischen, gichtbrüchigen Guntram in Johanna von Montfaucon spielte er gleich gut, und war in beyden Rollen nicht zu erkennen; so weiß er seine Subjektivität abzulegen. – Madame Mittel hat ihre Rollen, die sie mit Kunst und Anstand spielt; darunter gehört die Unvermählte, in der sie jedem Kenner Genüge that. – Mad. Gervais aus Mannheim spielte die Emmeline in der Schweizerfamilie zum Entzücken aller Zuschauer und Zuhörer; sie übertraf ihr eigenes Spiel, als Briseide im Achilles. Noch ist das Theater freylich bey weiten nicht, was es seyn sollte: aber man muß bedenken, daß es zu einer Zeit angefangen wurde, als alle gute Schauspieler und Schauspielerinnen schon ihr Engagement genommen hatten. Auf Ostern, wo auch die treffliche Gervais eintritt, wird es ohne Zweifel besser werden. Wer es indeß, auch wie es jetzt ist, mit dem Vogelschen, wie es zuletzt war, auch nur vergleicht, der sollte nie ein Wort über Theater sprechen, oder er hat einen bösen Willen, und dann sollte er es auch nicht. Die besten Schauspieler der ehemaligen Vogelschen Truppe sind ohnehin beybehalten, und Mad. Schlanzofska, Demois. Leonhard, Becker etc., haben ihre Rollen, die sie recht gut spielen. Auch hat Hr. von Weber ein Koncert gegeben, das alle Kenner und Nichtkenner hingerissen hat durch die Originalität der Komposition und des Vortrags. Die Ouvertüre aus seiner Oper Silvana zeugt von seiner hohen Genialität. Man darf sich noch viel versprechen von diesem jungen Manne.