Wilhelm Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Gera, Dienstag, 17. August 1869

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An

den Königlich Preußischen Musikdirector

Herrn F: W. Jähns

Berlin

Krausenstraße 6

frei!

20/8 nachgesandt nach

Dresden

Hotel Bellevue

Auf Ihre gefällige Anfrage vom 25./26. Mai d. J., sind wir erst jetzt in der Lage, nach allseitig angestellten Nachforschungen Ihnen Folgendes mittheilen zu können:

Die Plock’sche Schauspielergesellschaft soll die erste reisende Gesellschaft gewesen sein, von welcher in Deutschland auf einer Provinzialbühne „Oberon“ zur Aufführung gebracht worden ist, und zwar zum erstenmale hier in Gera

Sonnabend, den 2. Februar 1828.

In No 15 der Geraischen Zeitung vom 28. Januar 1828 ist wörtlich bekannt gemacht:

Den verehrten Kunstfreunden mache ich hiermit bekannt, daß Sonnabend, den 2. Februar zum Erstenmale

Oberon

große Oper von Th. Hell, Musik

von C. M. von Weber, gegeben wird.,

Gera, den 27. Jänner 1828

E. Plock, Unternehmer.

Die hierzu erforderlichen neuen De|corationen sind im damals Dathe’schen, jetzt Kutschbach’schen Local gemalt worden, zur Verstärkung des Orchesters wurden noch die Musikchöre vom benachbarten Ronneburg und Weida zugezogen und es ist die Oper 2 oder 3 Mal hintereinander zur Aufführung gekommen*.

Herr Alsdorf war damals Musikdirector der Plock’schen Gesellschaft. Seine Frau war früher als Fräulein Busse bei der Gesellschaft „Sophie Walter in Braunschweig engagirt. Von Frau Alsdorf ist die Roschana ganz vorzüglich gegeben worden.

Die Plock’che Gesellschaft gab zu jener Zeit hier, sowie in Altenburg und Rudolstadt* theatralische Vorstellungen und soll später, im Jahre 1829., nach Abgang des Directors des Leipziger Stadttheaters, Herrn Hofrath Küst[n]er, daselbst engagirt worden sein*.

So viel können wir Ihnen von glaubhaften, damals mitwirkenden, noch lebenden Kunstfreunden, deren Anga|ben allenthalben übereinstimmen, mittheilen, denn es leben weder die Musikdirigenten Gera’s aus jener Zeit noch, noch weniger ist aber aus den äußerst mangelhaften Theaternachrichten von damals irgend welcher Nachweis in Bezug auf die Aufführung des Oberon hier zu finden gewesen.


Der Stadtrath.
Weber.

Herrn

F. W. Jähns,

Königl. Preußℓ. Musik Director

Berlin

Apparat

Zusammenfassung

Aufführung des Oberon durch die Plock’sche Theatertruppe am 2. Februar 1828 in Gera

Incipit

Auf Ihre gefällige Anfrage vom 25./26. Mai d. J.

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 229

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)
    • auf der Außenseite Postvermerk: „Adressat nach Dresden abgereißt Post-restante nachsenden“
    • mit Briefmarke
    • PSt.: GERA | 19 8 N. M
    • Papiersiegel u.- loch
    • Kanzlistenschrift (Bauerntoll), nur Unterschrift autograph

Textkonstitution

  • „… “am Ende der ersten Briefseite unten:

Einzelstellenerläuterung

  • „… Mal hintereinander zur Aufführung gekommen“Insgesamt drei Aufführungen am 2., 3. und 4. Februar 1828; vgl. Waldemar Weber, S. 29.
  • „… sowie in Altenburg und Rudolstadt“In Rudolstadt hatte die Truppe noch unter dem vorhergehenden Direktor Friedrich Bachmann von August bis Oktober 1827 (vor dem Wechsel nach Gera) gespielt, in Altenburg trat sie im Frühjahr 1828 auf (dort Erstaufführung des Oberon am 9. April 1828). Die nächste Saison in Rudolstadt (August bis Oktober 1829) fand bereits unter dem nächsten Direktor Heinrich Bethmann statt (dort Erstaufführung des Oberon am 28. August 1829).
  • „… , daselbst engagirt worden sein“Heinrich Bethmann engagierte die Truppe von Dezember 1828 bis Juni 1829 nach Leipzig.

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