Anton Bernhard Fürstenau an Gottlob Roth in Dresden
London, Freitag, 2. Juni 1826
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- 1826-04-13: an Roth
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- 1826-04-13: an Roth
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- 1826-06-06: an Roth
Schon zwei meiner Briefe ließen Sie unbeantwortet, obgleich ich jedesmal dringend bat, mich durch einige Zeilen zu erfreuen. Ich würde nicht noch einmal geschrieben haben, wenn ich nicht befürchtete, Sie möchten in den öffentlichen Blättern von dem Unwohlsein unsres Kapellmeisters gelesen haben, und ich es auch für meine Pflicht halte, Sie genau davon zu unterrichten. Daß das Klima in London nicht wohlthätig auf seinen Körper wirkte, theilte ich Ihnen schon früher mit; doch befindet er sich leider seit den letzten Wochen u. besonders seit seinem Concert, gar nicht wohl. Er ist nicht bettlägerig, aber leider hat die Engbrüstigkeit sehr zugenommen, so, daß er gar nicht ausgehen kann, noch irgend etwas unternehmen darf, welches eine rasche Bewegung verursacht. Der Doctor Kind, welcher ihm mit seinem ärztlichen Rath beisteht, | hat mit mir den Wunsch, Herr Kapellmeister möge London so bald als möglich verlassen, und so werden wir hoffentlich in der nächsten Woche von hier abreisen, da am Montag noch erst das Benefiz vom Kapellmeister ist. Daß ich schon seit längerer Zeit nicht zugebe, daß er in irgend einem Concert oder Theater dirigirt, können Sie leicht denken, und so habe ich deshalb mein Concert, welches in 8 Tagen sein sollte, ganz aufgegeben, da ich theilweise sehe, daß nichts dabei herauskömmt und der Aufenthalt dadurch auch noch verlängert wird. Ist Er nicht bedeutend besser, so wende ich alles an, um ihn zu bereden, sein Benefiz nicht selbst zu dirigiren, da der Eindruck der Gasbeleuchtung nicht wohlthätig ist, und nur dahin gewirkt werden muß, seine Gesundheit für seine Familie zu erhalten. Ich habe dem Kapellmeister den Vorschlag gemacht, nicht über Paris, sondern über Brüssel zu reisen, da er seine Geschäfte doch nicht nach Wunsch in Paris ausführen kann, und er hat mit Freuden den Vorschlag angenommen. – Es wäre wohl am Besten, Sie sagen der Frau von Weber nichts von diesem Brief, da der Hr. Kapellmeister auch nichts davon weiß. Übrigens werde ich schon sorgen, | daß die Reise mit der größten Gemächlichkeit gemacht wird, und, wenn es angeht, meiner Frau von dessen Fortgang, vielleicht von Brüssel aus, benachrichtigen. Gebe nur der Himmel seinen Seegen und beschütze uns!
Ich brauche Ihnen wohl nicht die Versicherung noch erst zu geben, daß von meiner Seite alles geschieht, um glücklich u. wohl mit ihm in der Heimnath anlangen zu können.
Ihr
A. B. Fürstenau
Eilig.
Apparat
Incipit
„Schon zwei meiner Briefe ließen Sie unbeantwortet“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit