Friedrich Wilhelm Jähns an John Hawes in London
Berlin, Donnerstag, 3. Juni 1869
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- 1869-07-06: von Hawes
Ein Freund meines Sohnes, Mr. v. Lauer, Esq. ist von Ihnen 1866 sehr gütig aufgenommen worden. Auf meine Bitte trug er Ihnen allerlei Fragen vor, deren Beantwortung mir für meine große Arbeit über C. M. v. Weber‘s Compositionen von Wichtigkeit waren, und für welche ich Ihnen, sehr geehrter Herr, herzlich danke. Da Herr v. Lauer nicht mehr in London ist, so richte ich jetzt direct an Sie noch einige Fragen.
Herr v. Lauer berichtete mir, daß der Clavier-Auszug („Opera of Pianoforte with words“?) des Oberon von C. M. v. Weber zuerst bei Ihnen, Welsh and Hawes, London, gedruckt erschienen sei. Ich erinnere mich aber, 1827–28 hier in Berlin einen Clavier-Auszug des Oberon gesehen zu haben, auf welchem als Verleger „Robertson“ genannt war; diese Angabe stimmt überein mit einigen Notizen in C. M. v. Weber‘s Tagebuche, die kurz vor der Zeit niedergeschrieben waren, wo Weber den Oberon in London aufführte.
|Es können sich deshalb diese Notizen doch nur auf den ersten Verleger bezogen haben, und danach müßte derselbe dieser Mr. Robertson gewesen sein.
Die Notizen aus W‘s Tagebuch heißen:
„London. 1826.[“]
„16. März: den Ersten Act des Klavier-Auszuges von Oberon an Robertson abgeliefert‡ geschickt.“
„26. April: Letzte Lieferung des Klav.Auszuges an Robertson abgeliefert.“
„15. April: ClavierAuszug von Brahams Scene u. Arie beendigt u. Robertson geschickt.“
Meine Bitte ist, werther Herr, mir diese Räthsel zu lösen! – Wenn die Firma Welsh u. Hawes der erste Herausgeber des Oberon war, so kann Robertson die‡ der nicht auch gewesen sein. Nach Weber‘s | Notizen und dem von mir früher gesehenen Clav.Auszug scheint dies aber Robertson gewesen zu sein.
2.) Wann u. auf welchem Theater Londons wurde Euryanthe gegeben? Wurde sie englisch oder deutsch gegeben? Wurde sie, die Euryanthe sonst wohl noch irgendwo in England gegeben?
3.) Können Sie mir vielleicht die Inschrift der Vase („Silver cup“) mittheilen, die Ihr seeliger Herr Vater Weber zum Geschenk machte?*
Ich bitte meine Fragen gütigst zu entschuldigen, und mich mit einer Antwort zu beehren, und nenne mich, sehr geehrter Herr, im Voraus dankbar,
Ihren
ganz ergebenen
F. W. Jähns
Preuß: Königl.: Musik-Director.
Apparat
Zusammenfassung
fragt nach dem Originalverleger des Oberon, lt. Tagebuch hat Weber das Manuscript an Mr. Robertson abgeliefert, Verleger war aber Welsh & Hawes; möchte ferner wissen, ob und wo Euryanthe in London oder sonst in England aufgeführt wurde und ob englisch oder deutsch, schließlich interessiert ihn die Inschrift auf dem Becher, den Weber von dessen Vater William Hawes bekommen hat
Incipit
„Ein Freund meines Sohnes Mr. v. Lauer, Esq.“
Generalvermerk
engl. Übersetzung des Briefes von unbekannter Hand.
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
Textkonstitution
-
„abgeliefert“durchgestrichen
-
„die“durchgestrichen
Einzelstellenerläuterung
-
„… Vater Weber zum Geschenk machte?“Carl von Weber zitiert in seiner Ausgabe der Weberschen Reise-Briefe (Leipzig 1886, S. 114) die Inschrift des damals noch existierenden Pokals: „This cup was presented to the great Master the Compositor of the Freyschutz, Carl Maria von Weber, by the Royal Academy of London“.