Über Webers Melodie zum Lied der Brunhilde in „König Yngurd“

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Über C. M. v. Weber[s] Melodie zu dem Lied der Brunhilde im Yngurd Act. 5. Sc. 3., als Musikbeilage zu der Zeit. f. d. eleg. Welt No. 169. 4. abgedruckt.

So überraschend auch das Ganze dieser musikalischen Andeutung mit meiner eignen Vorstellung zusammen trifft; so heg’ ich doch einen Zweifel gegen die drey Takte:

Notenbeispiel

Es scheint mir, daß hier das geometrische Verhältniß der Noten gegen einander (ihre Zeitlänge) mit der prosodischen Quantität der Sylben nicht übereinstimme, welches allenfalls der Gesang erlauben mag, aber nicht die Deklamation, welche hier musikalisch geleitet werden soll. Die Prosodie giebt: will ich seyn – immer bei ihm, ewig treu ihm.

Die Noten aber geben: will ich seyn – immer bey ihm, ewig treu ihm. Dadurch würden ich u. ihm, als die Hauptvorstellungen hervorgehoben werden, und die Rede würde den Sinn bekommen: Ich will sein Leichenstein seyn, immer bei ihm, ewig ihm treu, anstatt des richtigern; "Sein Leichenstein will ich seyn, immer bei ihm, ewig treu ihm. Ueberdies wird, sobald die Sprecherin das bei u. treu als kurze Sylben spricht, der spondeische weibliche Reim, bei ihm u. treu ihm, zu dem fehlerhaften männlichen, ihm auf ihm.

Vortrefflich dünkt mich hingegen das:

Notenbeispiel

Und hier scheint mir die Stelle zu seyn, wo die Rede in Gesang übergehen muß.

Nach dem achten Akte steht das diesfalsige Zeichen ∅ nach meinem Gefühl zu früh. Vielleicht gefällt es dem berühmten Tonsetzer, meine Ansicht nach den Grundsätzen seiner Kunst zu berichtigen, in welcher ich leider ein Laie bin

Apparat

Zusammenfassung

Bestandteil eines nicht erhaltenen Briefes von Müllner an Weber, den dieser am 12. September 1817 erhielt; Ausführungen von Müllner über Webers Vertonung des Liedes der Brunhilde: Fragen der Deklamation betreffend

Generalvermerk

Dem Druck des Liedes der Brunhilde von Weber aus dem Trauerspiel „König Yngurd“ von Müllner als Musikbeilage Nr. 4 zur Ausgabe 169 der Zt. für die elegante Welt vom 30. August 1817 folgte eine mehrteilige Korrespondenz zwischen Müllner und Weber. Vermutlich waren die einzelnen Aufsätze anfangs zur Veröffentlichung vorgesehen, wofür sich aber bis heute kein Nachweis gefunden hat; vgl. Frank Ziegler „Zwei oder vier? – Versuch einer Zuordnung. Der Gedankenaustausch Adolph Müllners und Carl Maria von Webers über das Lied der Brunhilde zu König Yngurd und die Probleme der Quellenlage“, in: Weber-Studien Bd. 7 (Anhang), S. 298–316

Entstehung

Anfang September 1817

Überlieferung

  • Textzeuge: HellS III (1828), S. 25–26

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Entwurf: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
      Signatur: Weberiana Cl. V [Mappe I A], Abt. 2, Nr. 13a

      Quellenbeschreibung

      • 1 Bl.?
    • MMW III, S. 158–159

    Einzelstellenerläuterung

    • Akterecte „Takte“.

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