Korrespondenz-Nachrichten aus Wien: Konzert von Carl Maria von Weber (Teil 2 von 2)

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Korrespondenz-Nachrichten.

Wien, im März.

(Fortsetzung.)

Kurz vor der Abreise ließ sich Maria von Weber in einem andern, zu seinem Vortheil bestimmten, Concert als Meister auf dem Fortepiano hören*. Die Versammlung war nicht unbedeutend, aber doch weniger zahlreich, als man erwartet hatte. Mit diesem Verhältniß stimmte auch die Theilnahme, die sein Spiel erregte, überein, wiewohl niemand läugnen konnte, daß er große Fertigkeit besitzt; die Rechte übertrifft jedoch die Linke. In der freyen Phantasie vermißte man den künstlichen ausgeführten Fugensatz; das Rondo gefiel durchaus; die Kompositionen, lauter eigne Werke, waren des Meisters würdig. Das Auditorium bestand größtentheils aus Musikkennern, und vielleicht waren mehr als vierzig tüchtige Klavierspieler zugegen. Gemäßigtes Lob, selbst mit Rügen untermischt, aus dem Munde Kunstverständiger, überwiegt den Strudel von Lobpreisungen eines kindischen Critikasterschwarms. – Im Herbst will W., glaube ich, wiederkehren und seine neueste Oper mitbringen, wozu eine bekannte Schriftstellerin das Textbuch geliefert hat. Der Stoff ist aus einem Roman genommen, dessen Verfasser zu den vorzüglichsten Schriftstellern Deutschlands gehört. Die Handlung geht vor im Land der Troubadours. Mehr darf ich nicht aus der Schule schwatzen. Ein Preis von drey hundert Dukaten steht darauf. – Wohlan, meine Herren! wer will mit dem Freyschützen um die Wette zielen? – Daß dem Gast auch in Familienkreisen vielfache Ehrenbezeugungen widerfuhren, läßt sich denken. Charaden, die auf sein Meisterwerk Beziehung hatten, wurden improvisirt, und bey einer solchen Gelegenheit überreichte ihm die Tochter des Hauses ein Gedicht, nachdem sie es mit herzlich rührendem Tone rezitirt hatte. Ich kann mir das denken, denn ein recht herzig kindlicher Ton spricht sich schon in den Versen aus, die uns der Sammler zum Besten gab; schade dießmal – ohne grade auf die Form zu sehen – daß der Name des Verfassers nicht unterschrieben war!

[…]

Apparat

Zusammenfassung

Korrespondenz-Nachrichten aus Wien: Konzert von Carl Maria von Weber (Teil 2 von 2)

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Mo, Ran

Überlieferung

  • Textzeuge: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 16, Nr. 106 (3. Mai 1822), S. 424

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Meister auf dem Fortepiano hören“Konzert im kleinen Redoutenssal am 19. März 1822, bei dem u. a. Webers Konzertstück für Klavier erklang.

      XML

      Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
      so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.