Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: „Die drei Pintos“ von Carl Maria von Weber am 22. Mai 1888

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Theaterbriefe.

Auch in Dresden wird jetzt die vielbesprochene, viel umstrittene Oper, nach C. M. v. Weber’s hinterlassenen Entwürfen und Fragmenten „Die drei Pintos“ gegeben. Auch hier hat sie die Kritiker zu lebhaftem Für und Wider angestachelt, während das Publicum ihre Heiterkeit und Anmuth unbefangen auf sich wirken lässt und seinem Dank dafür warmen Ausdruck gibt. Nach der ersten Aufführung*, der ich nicht beiwohnen konnte, meinten die Widersacher, der hiesige, unleugbare Erfolg der Oper wäre auf einen gewissen Localpatriotismus der Dresdener, in deren Mitte C. M. v. Weber seine schaffensreichsten Jahre verlebt hat, zurückzuführen. Bei der gestrigen Vorstellung, am dritten Pfingsttage, konnte davon nicht die Rede sein. Die Fluth der Festbesucher unserer Stadt hatte sich in das Hoftheater ergossen und diese fremde Zuhörermenge war ebenfalls erfreut, erwärmt, entzückt und spendete reichen Beifall. Ein Terzett im ersten Acte, der reizende Canon im dritten mussten wiederholt werden, und bei dem Schlusschor ¦ des ersten Actes hat sicherlich jeder Zuhörer vom Geist des Tondichters „einen Hauch verspürt“. – Dass dies nicht überall in gleichem Masse der Fall ist, dass sogar der ganze zweite Act gegen den ersten abfällt, ist nicht zu leugnen. Haben wir uns doch mit den Bruchtheilen des Kunstwerkes zu begnügen, das die müde Hand des Meisters nicht vollenden sollte. Aber diese Theile sind so frisch und sonnig, dass wir dem Bearbeiter, der uns den Genuss derselben ermöglichte, innig zu danken haben. Jedenfalls dürfen wir hoffen, dass „Die drei Pintos“, eine Musteraufführung der Dresdener Oper, unserem Repertoire erhalten bleiben. Die humoristischen Scenen zwischen Don Pinto – Herrn DecarlèAmbrosio – Herrn ScheidemantelDon Gaston – Herrn Erl* – und Laura – Frau Schuch – sind in ihrer Heiterkeit und Frische von hinreissender Wirkung, und mit welcher Feinheit Chor und Orchester die Schönheiten des Tonwerkes zur Geltung bringen, ist in Worten nicht zu sagen.

C. v. Glümer.

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank

Überlieferung

  • Textzeuge: Theaterbriefe, in: Allgemeine Theater-Chronik. Beilage zu: Allgemeine Kunst-Chronik, Jg. 1888, Nr. 22 (2. Juni 1888), S. 581

    Einzelstellenerläuterung

    • „… gibt. Nach der ersten Aufführung“Dresdner Erstaufführung am 10. Mai 1888.
    • Decarlèrecte „Decarli“.
    • „… Don Gaston – Herrn Erl“Die genannten Sänger sind der Bassist Eduard Decarli (1846–1903, eigentlich Eduard Johann Jakob Schmidt), der Bariton Karl (Roderich) Scheidemantel (1859–1923) und der Tenor Anton Erl (1846–1927).

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