Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag
Schloss Friedland, Dienstag, 26. Juli 1814 (Nr. 6)

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An

Mademoiselle

Carolina Brandt

Sängerin am Ständischen

Theater

zu

Prag.

Gegen Postschein

am Juden TandelMarkt

bey H. v: Schwarz wohnhaft

im 2t Stok.

Mein geliebtes theures gutes Leben!

Vor wenig Stunden als ich dem Postboten in Liebwerda meinen Brief No: 5 mitgab, hätte ich wohl nicht gehofft, ja nicht glauben können, daß mein ganzes Wesen, meine Seele, meine Stimmung eine solche frohe Umwälzung erleben könnte, als dein innigst geliebter Brief No. 5, vom 22. und 23. in mir hervorbrachte; und hoch seegne ich den Zufall der dem Oberamtmann von Friedland die Idee gab uns heute seine Pferde zu schikken, und mir dadurch deinen Brief früher verschaffte und zugleich mir die tröstende Hoffnung giebt, daß diese Zeilen zu gleicher Zeit beinahe mit meinem No: 5 bey dir eintreffen werden.      Welche Gewalt hast du über mein Gemüth und über meine Gefühle. Wie glüklich, wie unendlich seelig kann ich mich preisen und werde ich sein, wenn diese Stimmung, diese Gefühle und Ansichten bleibend in dir leben werden, wie sie Dein Brief No. 5 ausspricht.      Gebe nur Gott daß dieser Brief noch den Heute früh abgeschikten ereilt. Wie hart mag ich da gewesen seyn, wie wehe dir getan haben. Wahrhaftig nur der höchste Schmerz konnte mich so mit dir sprechen machen, verkenne nicht darin die Liebe deines Carls, finde sie vielmehr darin.      Ich habe mich einen Augenblik von der Gesellschaft weggestohlen um deine lieben Züge deiner Hand mit 10000000 Küßen zu bedekken und wo möglich dich durch diese Zeilen über mich zu beruhigen. Ich zittere beynah vor froher Ueberraschung und schreibe dieß in einer seltsamen Trunkenheit durch ein unerwartetes Glük erzeugt. Wie gut, wie herzlich wie liebevoll, ganz in Liebe vertrauend sprichst du aus deinem Briefe. O könnte ich dich an dieß Herz drükken, könntest du fühlen, wie es für dich schlägt.

Ich werde ein ganz anderer Mensch werden; mit Lust und Kraft werde ich an meine Arbeit gehen, ich werde der Welt zeigen daß mein Mukkerl sich nicht schämen darf, mich als ihr Liebstes anzuerkennen. Eine neue Schöpfungsgabe wird in mir aufgehen.      O bleibe so! Diesen glüklichen Wahn noch einmal schwinden zu sehen möchte zu viel für meinen Geist und Körper sein. Aber das wird nicht geschehen .. nicht wahr? meine Lina bleibt sich nun gleich?

werde ich erst Morgen und Uebermorgen, diese Zeilen stehle ich den mißgünstigen Menschen ab, die sich schon langweilen, und gerne wieder fort möchten, aber Sie müßen warten, bis ich meiner Lina gesagt habe, daß aller Kummer, aller Gram geschwunden seyen und uns die froheste ungetrübte Liebe mit unendlicher Kraft […] beseelt, der nur Sie denkt, nur fürSie lebt.
[ohne Unterschrift] Millionen Küße.

Apparat

Zusammenfassung

privat: enthusiastische Reaktion auf Linas Brief No.5

Incipit

Vor wenig Stunden als ich dem Postboten in Liebwerda

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A a.1.2

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • auf Bl. 1r oben rechts von F. W. Jähns (Tinte): „(1814.)“

    Provenienz

    • vermutlich zu jenen 60 Weber-Briefen gehörig, die Max Maria von Weber Anfang 1854 an Friedrich Wilhelm Jähns verkaufte; vgl. Max Jähns, Friedrich Wilhelm Jähns und Max Jähns. Ein Familiengemälde für die Freunde, hg. von Karl Koetschau, Dresden 1906, S. 403

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Muks, S. 54–56

Textkonstitution

  • unleserliche Stelle

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