Carl Maria von Weber an Jan Nepomuk Štĕpánek in Prag
Dresden, Montag, 7. Juni 1824

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Sr Wohlgebohren

Herrn J. N. Stiepanek.

Direktor und Mitunternehmer

des Ständ: Theaters

zu

Prag.

Empfangen Sie meinen besten Dank, für die Zusendung des böhmischen Freyschützen, der gewiß bei Ihnen in den treusten besten Händen war, und deßen Übertragung in die böhmische Sprache mich nur ehren kann*.

Ich habe mich bei Ihnen noch wegen Nichtbeantwortung Ihres Geehrten vom 27t März zu entschuldigen. Gestehe Ihnen aber aufrichtig daß ich in Verlegenheit war was ich Ihnen schreiben sollte.      Einem Verein alter zu ehrender Freunde wollte ich nicht gerne eine abschlägige Antwort ertheilen, und von der andern Seite ist es doch auch wunderlich daß gegen ein Honorar, zwei Partheyen die Besizzer des Werkes sein sollen; indem ich H: v. Holbein nicht wehren kann die Oper wo Er Direction selbst hat, aufführen zu laßen.

Dieß, und meine überhäuften Geschäfte, machten daß Sie gar keine Antwort erhielten, und ich fodre Ihre anerkannte Billigkeit auf, selbst über den Fall zu entscheiden.

An dem guten Fortgang Ihres Unternehmens zweifle ich gar nicht*, Sie verstehen alle 3 das Geschäft, und wenn der Himmel Sie eines Sinns erhält so wird Alles gedeihen, was ich vom Grunde des Herzens wünsche.

Meine besten Empfehlungen an die H: Polawsky, Kainz, und alle Mitglieder die sich meiner freundlichst erinnern
von Ihrem freundschaftlichst ergebenen CMvWeber

Apparat

Zusammenfassung

dankt für Zusendung des ins Böhmische übersetzten Freischütz; entschuldigt, dass er auf den Brief vom 24. März noch nicht geantwortet habe; Erklärung zum Eigentumsrecht der Prager Euryanthe-Partitur

Incipit

Empfangen Sie meinen besten Dank, für die Zusendung des böhmischen Freyschützen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Praha (CZ), Praha, Národní muzeum – České muzeum hudby (CZ-Pnm)
    Signatur: NM-ČMH G 13729/92 (Štěpánkovo album)

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelrest
    • PSt: „DRESDEN | 8 Jun. 24“
    • Auf Adressenseite in Tinte vermerkt „Weber“; in Rötel Postvermerk „10“; am oberen rechten Rand auf 1r in Tinte Zählung innerhalb des Albums: „92.“

    Provenienz

    • nach Restitution an Oskar Morawetz vom tschechischen Staat angekauft für das Nationalmuseum
      bis 1989 in Prag, Pamatník narodního písemnictví (CZ-Ps)
      ab 1908 in der Sammlung Richard Morawetz (1881–1965) in Eipel (Úpice), Nordböhmen (nach der Flucht der jüdischen Familie Morawetz 1938/39 an das Prager Strahov-Kloster übergeben; nach 1945 verstaatlicht)
    • Stargardt Kat. 226 (1908), Nr. 882 (Slg. Donebauer)
    • seit spätestens 1894 in der Sammlung Fritz Donebauer in Prag
      Sammlung Edmund Schebek (1819–1895) in Prag; durch diesen erworben von der Familie Stiepanek

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Oscar Teuber, Geschichte des Prager Theaters. Von den Anfängen des Schauspielwesens bis auf die neueste Zeit – Vom Tode Liebich's, des größten Prager Bühnenleiters, bis auf unsere Tage (1817–1887), Bd. 3, Prag 1888, S. 141f. (mit Abweichungen und ohne Adresse)
    • Richard Batka, Aus der Musik- und Theater-Welt. Beschreibendes Verzeichnis der Autographen-Sammlung Fritz Donebauer in Prag, Prag 1894, S. 140 (darin Zitat-Auszug aus dem Brief)
    • Jaroslav Bužga, Vergessene Aufsätze, Berichte und Mitteilungen aus Carl Maria von Webers Prager Wirkungszeit (1813–1816), in: Oper heute, 1988, S. 131f. (auf der Wiedergabe bei Teuber beruhend)
    • Correspondenz Stiepanek. Kancelář Stavovského divadla v Praze 1800–1850. Die Kanzlei des Ständetheaters in Prag 1800–1850, hg. von Petra Ježková und Jitka Ludvová, Prag 2023, S. 359f.

Textkonstitution

Übertragung nach Autograph

  • „Verehrtester“unsichere Lesung

Einzelstellenerläuterung

  • „… Sprache mich nur ehren kann“Weber hatte laut Tagebuch Štěpáneks böhmische Übersetzung des Freischütz-Librettos (Střelec Kauzedlnjk), erschienen im Verlag Gottlieb (Bohumil) Haase in Prag, zugeschickt bekommen. In dieser Version war die Oper in Prag erstmals am 6. Mai 1824 aufgeführt worden (im deutschen Original stand sie seit 29. Dezember 1821 auf dem Prager Spielplan).
  • „… Unternehmens zweifle ich gar nicht“Holbeins Direktion des Prager Ständetheaters endete im Mai 1824, danach übernahm das sogenannte Triumvirat, bestehend aus Polawsky, Kainz und Štěpánek, die Leitung. Die Euryanthe-Premiere (11. März 1824) fiel noch in Holbeins Amtszeit.

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