Aufführungsbesprechung München: 1. Konzert für Klarinette (WeV N.11) von Carl Maria von Weber am Palmsonntag 1834

Zurück

Zeige Markierungen im Text

München, im July.

[…] |

Unsere Concerte scheinen, wie so manches Andere, ebenfalls eher in einer rückgängigen, als vorschreitenden Bewegung begriffen zu seyn. Nicht als ob das Orchester oder unsere Gesangstalente weniger zu ausgezeichneten Productionen fähig wären, als früher; aber es scheint an der nöthigen Uebereinstimmung der Meinungen und an der regen Theilnahme des Publikums zu fehlen, und diese beyden Grundübel stehen in beständiger, der guten Sache höchst nachtheiliger Wechselwirkung. Das Publikum klagt darüber, dass ihm in den grossen Concerten der musikalischen Akademie selten bedeutende neue und noch seltener grossartige, nur von einem solchen Vereine würdig darzustellende Productionen vorgeführt werden! – Fragt man aber einsichtsvolle Mitglieder der Direction der musikalischen Adademie, so erhält man zur Antwort: Dieses Institut sey zur Deckung seiner Ausgaben lediglich auf die Einnahmen vom Publikum angewiesen, und könne, da es seit mehren Jahren und selbst bey nicht selten unternommenen sehr grossartigen Productionen klassischer Werke fast immer in pecuniärer Hinsicht seine Rechung nicht gefunden habe, nichts Gewagtes mehr unternehmen.

Wer hier Recht haben mag, ist schwer zu entscheiden; gewiss aber ist, dass im Allgemeinen in München seit einiger Zeit Concerte die Unterstützung nicht mehr finden, welche sie früher gefunden haben, und dass namentlich die meisten fremden Virtuosen, und wären sie noch so ausgezeichnet, sehr geringe Einnahmen machen. –

Wenn nun unter solchen Verhältnissen die musikalische Akademie sich mit ihren Productionen etwas selten macht, so kann man es ihr um so weniger verargen, als das Orchester auch noch durch den Dienst im Theater so häufig beschäftigt ¦ ist, dass ihm fast keine Zeit mehr zu Proben und sonstigen Vorbereitungen ausgezeichneter und grösserer Productionen in den Concerten der musikalischen Akademie übrig bleibt; und wenn das so fort geht, so ist mit apodictischer Gewissheit der baldige gänzliche Ruin dieses sonst so ruhmvoll bekannten Unternehmens vorher zu sagen. In der ganzen diessjährigen Fastenzeit gab die musikalische Akademie nur ein einziges Concert, und selbst dieses höchst übereilt und ohne genügende Vorbereitung. Es war am Palmsonntag; in der ersten Abtheilung hörten wir eine grosse Symphonie von Mozart, eine von Dem. van Hasselt vorgetragene grosse Scene aus Norma von Bellini, und unser ausgezeichneter Virtuos Baermann spielte C. M. Webers treffliches Clarinett-Concert aus F moll. In der zweyten Abtheilung wurde Christus am Oelberge von Beethoven gegeben, aber die Production trug die unläugbaren Spuren der Uebereilung an sich, und weder Dem. van Hasselt als Seraph, noch Hr. Bayer als Christus schienen die nöthige Zeit gehabt zu haben, um über den Charakter ihrer Partien nachzudenken.

[…]

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbesprechung München: 1. Konzert für Klarinette (WeV N.11) von Carl Maria von Weber. Solist: Bärmann. Es handelt sich um die Aufführung vom Palmsonntag 1834.

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Fukerider, Andreas

Überlieferung

  • Textzeuge: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 36, Nr. 31 (30. Juli 1834), Sp. 510–515

Textkonstitution

  • „diessjährigen“sic!

      XML

      Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
      so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.