Aufführungsbesprechung Dresden: Festspiel zur Nachfeier der Vermählung des Prinzen Johann am 28. November 1822

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Correspondenz-Nachrichten.

Dresden.

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Ende November.

Am 28. wurde das Festspiel aufgeführt bey geschmackvoll erleuchtetem Hause. Die hohen Neuvermählten kamen nebst unserm ganzen Hof in die Mittellogen. Das Haus war zum Erdrücken voll. Die Worte des Festspiels waren von Ludwig Robert. Die Musik hatte der Capellmeister C. M. v. Weber componirt. Die Idee war kürzlich folgende: Nacht ruht über einem Tempelhain, in dessen Mittelgrunde Apollo’s Statue unter einem Lorbeerbaum sich befindet. Aurora steht in der Mitte von Genien umgeben, welche sie mit rosenfarbnem Schleyer verhüllen. Eine leise Musik ertönt, der Hain erhellt sich dämmernd, bis allmählig rosiger Morgenglanz alles überstrahlt. Indeß enthüllen die tanzenden Genien nach und nach Auroren, und ordnen sich in Gruppen um sie her. Von den entgegengesetzten Seiten des Vorgrundes treten die Vergangenheit und die Zukunft mit begleitenden Genien auf, zugleich kommen die Musen aus dem Hintergrund hervor. Die Musik verhallt, Aurora begrüßt die Himmlischen, welche sie zu diesem Festtag einlud, die Vergangenheit und die Zukunft, Melpomene und Thalia sprechen ihre Gefühle aus. Letztere verwandelt durch einen Wink die Bühne, um bildlich in dem Zauberreich der Kunst zu zeigen, welche fromme[n] Wünsche „Völker bringen, die Hochzeitsgäste sind bey ihren Landesvätern.“ Die Scene stellt nun eine heitere Landschaft vor, durch die Arkaden eines offnen Tempels sieht man im Hintergrund Dresden’s schöne Brücke nebst allen Kirchthürmen und benachbarten Gebäuden, im Vorrgrund gruppirt sich das Volk, die Chorführer des Lehr-, Nähr- und Wehrstandes treten hervor nebst der ihnen angemessenen Begleitung, alle in malerischer antiker Tracht. Drey Jünglinge folgen dem Chorführer des Lehrstandes, Fackeln tragend von drey verschiedenen Farben, auf das Licht der Weisheit, des Glaubens und der Liebe deutend; dem Chorführer des Nährstandes folgen Mädchen mit Füllhörnern voll Blumen und Früchte, dem des Wehrstandes junge Krieger mit glänzenden Waffen, jedoch nur Schutz-, nicht Angriffswaffen. Nach passenden Reden der Chorführer schmückt jedes den Altar mit jenen Gaben der verschiedenen Stände, die Musik zu den Chorgesängen hierbey ist sehr charakteristisch. Die Göttinnen treten wieder hervor wie in der ersten Scene, die Vergangenheit spricht von den Kindheitsjahren der holden Fürstinn bis zu ihrem Abschied, Thalia unterbricht sie Freude kündend, die Zukunft, die hier sich unverschleyert, rosenumkränzt zeigen darf, Aurora und Melpomene begrüßen die hohen Neuvermählten, und ein allgemeiner Segenswunsch macht den Schlußchor. Die sehr große Einfachheit des Ganzen machte, daß es weniger Beyfall fand, man hatte etwas weit Ausgezeichneteres erwartet; wahrscheinlich hatte aber gerade die strenge Sorgfalt, womit jedes Wort vermieden war, welches auch nur entfernt einer Schmeichelei geglichen hätte, dieser Dichtung den Vorzug erworben, von unserem Hof erwählt zu werden. Mad. Werdy als Melpomene, und Mad. Schirmer als Thalia sprachen ausgezeichnet schön. Sonderbar war die Wahl, daß man das neue Stück von Ernst v. Houwald: "Die alten Spielcameraden", nach dem Festspiel aufführte; […] Ein paar Tage später wurde das Festspiel wiederholt nebst dem Lustspiel: die großen Kinder

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Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbesprechung Dresden: Festspiel zur Nachfeier der Vermählung des Prinzen Johann am 28. November 1822

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Mo, Ran

Überlieferung

  • Textzeuge: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, Jg. 7, Nr. 156 (28. Dezember 1822), S. 1265–1266

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