Aufführungsbesprechung Breslau: „Oberon“ von Carl Maria von Weber

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Correspondenz und Notizen.

Aus Breslau, den 1. Februar.

[…]

Die Bühne betreffend, ist als merkwürdigste Erscheinung die Aufführung von Weber’s Oberon zu nennen, die in der Mitte des Octobers vor. J. das erste Mal Statt fand* und bis jetzt schon zwanzig Mal mit dauerndem Beifalle wiederholt worden. Die Direction hat durch die sorgsamste Ausstattung an Decorationen und Costümen dem Publicum einen Augenschmaus bereitet, wie er hier noch nicht Statt gefunden. Das mitwirkende Opernpersonal leistet auch anzuerkennendes Gute, so daß die Oper sich des ungetheilten Beifalls erfreut und lange noch eine anziehende Kraft ausüben wird, wie seit lange kein anderes Meisterwerk, deren wir doch nie ganz entbehrt. Hr. Mejo singt den Hüon recht brav, nur ist seine Stimme für einige Stellen zu schwach, wo sein Gesang der Instrumentirung unterliegt und nur in einzelnen Tönen gehört wird. Mad. Hillebrand ist eine liebliche Rezia, die mit vielem Gefühle, richtiger Auffassung, unterstützt von einer in allen Tönen angenehmen Stimme, sich stets vollkommenen Beifall erwarb. Den Gesangvortrag bei ihrem ersten Erscheinen in der Vision hätten wir etwas zarter gewünscht. Hr. Stotz gibt den Scherasmin mit vielem Fleiße und Humor, fern von Uebertreibung; jedoch stört eine eckige Elbogengesticulation mit krummgebogenem Rücken und manchmal ein Ueberjagen der Rede. Vorzüglich gelungen gibt Mad. Mejo die Fatime in Gesang und Spiel. Eine bessere Soubrette für die Oper dürften wir nicht leicht bekommen. Die Arie: Arabien, mein Vaterland &c., ist bei jeder Vorstellung da capo verlangt worden. Hr. Hillebrand ist mit seiner kräftigen Heldenfigur und Baßstimme die gelungenste Parodie des zarten Elfenkönigs Oberon. Leider war diese Partie durchaus nicht anders zu besetzen, und ist deshalb Hr. Hillebrand zu loben, daß er nothgedrungen übernahm, was seiner Kunstfähigkeit total entgegen. Alle übrigen Spielpartieen sind von dem übrigen Schauspielerpersonale so besetzt, daß dadurch nirgends die kleinste Störung eintritt. Das Orchester, unter Leitung des Hrn. Director Bierey, läßt nicht zu wünschen übrig, so wie die ganze Darstellung, welche sich auch stets des entschiedensten Beifalls bei vollem Hause erfreut. Die dreizehn neuen Decorationen von dem Theatermaler, Hrn. Weywach angegeben und unter seiner Aufsicht ausgeführt, zeigen Geschmack und Theaterkenntniß. In den ersten Vorstellungen wurde die Ouvertüre da capo verlangt und gespielt, welches bisher hier noch nicht vorgekommen. Herr Director Bierey und Herr Theatermaler Weywach wurden die ersten Male vorgerufen. Bei einer ziemlich langen Krankheit der Mad. Hillebrand spielte mit allgemeinem Beifalle Frau von Garczinska die Partie der Rezia und sang vorzüglich die Gesangstücke besonders brav, die nicht einen großen Aufwand physischer Kraft verlangen.

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Schreiter, Solveig

Überlieferung

  • Textzeuge: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 28, Nr. 55 (17. März 1828), Sp. 438f.

    Einzelstellenerläuterung

    • „… das erste Mal Statt fand“EA in Breslau war erst am 13. November!!! 1827.

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