Bericht über eine Aufführung von Webers „Oberon“ in Berlin
(Berlin.) Am 3. Jul. hatten wir den hohen Genuß, Weber’s Schwanengesang, seinen romantisch schönen “Oberon“ durch den, dem Urbilde ganz getreuen, wahrhaft dramatischen und aus der Tiefe der Empfindung hervorgehenden Gesang, wie die edle und feurige Darstellung der Rezia durch Dlle. Schechner zu einer Höhe des Kunstwerths erhoben zu sehen und zu hören, welche uns die Worte des vaterländischen Dichters:
„Was unsterblich im Gesang soll leben,Muß im Leben untergeh’n,“mit wehmüthiger, doch erhebender Erinnerung auf den verewigten Tonkünstler anwenden ließ. Das Opernhaus war überfüllt, und die enthusiastischen Zuhörer verlangten stürmisch die gedankenreiche, schwungvolle und in einem Strome von Tönen die Hauptmotive klar und durchgeführt entwickelnde Ouverture da Capo. Dlle. Schechner sang gleich die erste Romanze mit Guitarren-Begleitung, die Vision, so innig, als einfach wahr. Im Finale des ersten Akts zeigte die Künstlerin auch den hohen Reiz der Anmuth ihres Vortrages. Am ergreifendsten aber war die Großartigkeit und der hohe Ausdruck der Bewunderung großer Naturscenen, wie die lebhafte Freude beim Erblicken des Schiffes, welche Dlle. S. in Spiel, Mimik und in ihren hinreissenden Gesang der großen Scene des zweiten Akts: „o Ozean,“ zu legen wußte. Wiederholter, kaum endender Beifall lohnte die große Anstrengung der Künstlerin, welche Weber als Rezia hätte hören müssen, um sein Ideal in’s Leben treten zu sehen. Auch die elegische Cavatine des dritten Akts wurde ganz mit der schmerzvollen Resignation bezeichnet, welche die Tondichtung ausdrückt. Auch im Dialog zeichnet sich Dlle. S. durch reinen Dialekt, deutliche und wohlklingende Sprache der Empfindung, wie durch die natürliche Einfachheit ihrer Bewegungen und Anspruchslosigkeit der äussern Erscheinung aus, welche durch die höchste Decenz und Freiheit von jeder theatralischen Affekttation geschmückt wird.
Apparat
Zusammenfassung
Bericht
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Jakob, Charlene
Überlieferung
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Textzeuge: Flora, Jg. 10 (13. Juli 1829), S. 572