Berichte über musikalische Akademien: Tonkunst (Teil 2)

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Tonkunst.

Am 3. März gab Karl Maria von Bocklet eine große musikalische Akademie, im Redoutensaale, und gewährte dem kunstliebenden Publikum, das sich noch zahlreicher als in allen vorhergehenden Conzerten eingefunden hatte, einen der genußreichsten Abende. Der 13jährige Künstler trat mit jenem ruhigen Anstand des Bewußtseyns auf, den man sonst nur bei Künstlern von vieljähriger Praxis wahr zunehmen pflegt, und entfaltete in einem Violinkonzert von Rode, einem Steibeltschen Pianofortekonzert und Variationen für die Violine von Polledro, ein so reiches und vielseitiges Talent, und einen so geläuterten Geschmack, daß ihn der rauschendste Beifall der versammelten Menge für das Vergnügen belohnte, welches er ihr verschafft hatte. Sein Vortrag verbindet den Reiz jugendlicher Anmuth mit einer wahrhaft männlichen Kraft und Präcision; und sähe man den zarten Knaben nicht vor sich stehen, ohnmöglich würde man glauben können, daß der exekutirende Virtuose nicht wenigstens das zwanzigste Jahr zurückgelegt habe, und Böhmen kann mit Recht hoffen, schon als Jüngling auf ihn als einen der ersten Tonkünstler stolz werden zu können.

Besonders fiel in dieser Akademie jedem Kenner die Lebendigkeit seines Spiels auf der Violine und außerordentliche Mannichfaltigkeit des Bogens auf, welche er ganz von seinem Lehrer, Hrn. Prof. Pixis ererbt zu haben scheint, und man dürfte fast vermuthen, daß dieses Instrument einst sein vorzügliches Augenmerk werden könne.

Mad. Czegka geb. v. Auernhammer hatte die Gefälligkeit den jugendlichen Virtuosen durch 2 Arien (von Cimarosa und Mozart)* zu unterstützen. Wir lernten bei dieser Gelegenheit eine teutsche Sängerin kennen, welche sich die italienische Methode im ganzen Umfange, mit allen ihren Schönheiten zu eigen gemacht hat. Eine volle, kräftige Stimme von wenigstens 2 1/2 Octaven im Umfange mit der reinsten Intonation verbunden, eine präcise Declamation von tiefer Empfindung geleitet, und ein Vortrag, der Sinn und Gefühl gleich stark bewegt, sind die Vorzüge, welche ihr alle Kenner einstimmig zugestehen, und auch ihr ward der lauteste und einstimmige Beifall zu Theil.

Apparat

Generalvermerk

bei Bužga Weber zugeschrieben

Entstehung

Überlieferung

  • Textzeuge: Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 2, Nr. 69 (10. März 1815), S. 283

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Jaroslav Bužga, Vergessene Aufsätze, Berichte und Mitteilungen aus Carl Maria von Webers Prager Wirkungszeit (1813–1816), S. 112

    Einzelstellenerläuterung

      XML

      Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
      so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.