Aufführungsbesprechung Wien, Theater an der Wien: Gastspiel von August Carl Hambuch, darunter „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber, Sommer 1822

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Gastspiele.

Auf dem k. k. privil. Theater an der Wien ist der Tenorist Hambuch, vom Hoftheater in Stuttgart, bisher in mehrern Singparthien aufgetreten, nämlich als Max im Freyschützen*, als Johann von Paris und als Don Juan.

Das es bey Sängern vorzüglich auf Stimme und Vortrag ankommt, und die erste Parthie in dieser Hinsicht, wenn anders physische Zufälle nicht störend einwirken, ziemlich entscheidend ist, so wollen wir bey dieser stehen bleiben. Die Wahl war der Eigenschaft des Sängers, der sich mehr zum declamatorischen Gesang hinneigt, angemessen. Die Stimme hat Umfang, aber die Höhe ist schwach, die unteren Tonlagen sind kräftiger, jedoch nicht besonders klangreich. In solchen Sätzen, die Feuer und Energie erfordern, besitzt dieser Sänger, wie schon oben angemerkt wurde, Vorzüge; dagegen mangelt dem melodischen Theil des Gesanges Verbindung und Bestimmtheit, indem manche Töne zu stark und andere verhältnißmäßig zu schwach accentuirt werden. Zu dieser Wahrnehmung both das Thema der Arie Gelegenheit, da die kräftige Durchführung des letzten Theils der vorhergehenden Bemerkung wiederum zum Beleg dienen mag. Das Benehmen des Gastsängers gleich in der allerersten Scene, nach entschiedenem Mißgeschick, war sehr entsprechend und schien aus einer | richtigen Ahnung der erforderlichen Stimmung des Gemüths hervor zu gehen, die Sänger und Schauspieler äußerste selten nur zu fassen, geschweige darzustellen fähig sind, daher ist ihr Gesang in solchen Fällen, abgerechnet, was der Wohlklang eines angenehmen Stimmorgans vermag, kalt, schwankend und fast wirkungslos. Mit diesem Vorzug des charakteristischen Anstrichs jedoch zeigte sich der ziemlich bedeutungslose Redevortrag im Widerspruch; und wenn wir, auf die Arie zurück zu kommen, während des Vortrags dieser etwas weniger Umherschweifen auf der Bühne wünschen möchten, so geschieht das nur, weil dieser Gast, dem wir einen ehrenvollen Platz in der Reihe derjenigen Sänger zugestehen müssen, deren Vorzüge, um den Ausdruck hier zu wiederholen, im declamatorischen Ausdruck bestehen, eine strengere Berücksichtigung wohl vertragen kann.

In Betreff der zweyten Rolle erwähnen wir bloß, daß Hr. Hambuch als Johann von Paris durch lebendiges Spiel in der Eintritts-Arie, wie durch geschmack- und ausdruckvolle Behandlung der Romanze gerechten Beyfall erhielt.

Die Darstellung des Don Juan haben wir nicht gesehen; sie soll wenig angesprochen haben, und eine oft gemachte Erfahrung hat uns überzeugt, daß die riesenhafte Leistung des Tonsetzers, der dieses unvergänzliche Kunstwerk der Welt und Nachwelt zur Bewunderung hinterließ, die Anforderungen am Sänger und Darsteller auf eine ungewöhnliche Weise steigert.

Wir haben auch der Wiederholung des Freyschützen beygewohnt, worin Hr. Hambuch zum vierten Mal aufgetreten ist*, bey welcher Gelegenheit Mlle. Hornick die Agathe übernommen hatte, in Abwesenheit der ursprünglichen Besitzerinn dieser Rolle. Sie gab dieß Mal neue Beweise ihrer Gewandtheit und ihres Fleißes in schneller Aneignung, selbst bedeutender Parthien, und sang mit Sicherheit, Festigkeit und Feuer, daher man um so leichter hier und dort eine gewisse Schärfe des Tones überhören konnte, die als Folge momentaner Anstrengung zu betrachten war. Das verdienstliche Bemühen dieser Sängerinn wurde laut und dankbar anerkannt.

[…]

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ran Mo

Überlieferung

  • Textzeuge: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, Jg. 7, Nr. 87 (20. Juli 1822), S. 702–704

    Einzelstellenerläuterung

    • „… nämlich als Max im Freyschützen“Am 30. Juni 1822.
    • „… zum vierten Mal aufgetreten ist“Am 12. Juli 1822.

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