Bericht über die Freischütz-Parodie von Septimus Globus (Pseud.)

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Parodie des Freischütz.

Parodien, gut oder schlecht, einem geläuterten Geschmack angemessen, oder nicht, werden in der Welt nie fehlen, so lange es noch Menschen giebt, die lachlustig sind, und einen derben Spas selbst dem feinsten Geistesgenusse vorziehn.

John Bull hat den Freischütz nach Verdienst anerkannt, und ihn jetzt bereits an 100 Mal gesehen. Böser Wille ist also bei ihm nicht, wenn er ihn parodirt hat, und auch die Parodie gern sieht. Aber er hats gethan. Der „derbe Spas“ (broad humor) herrscht freilich ein wenig vor; demohngeachtet ist das Stück nicht ohne Witz. Sein Titel heißt: Der Freischütz, travestie, by Septimus Globus*), with 12 etchings, by G. Cruikshank, London 1824. 5sh. 6p.

Agathe ist hier eine ziemliche manntolle Dirne geworden, und die weiße Rose vertritt ein – geflickter Pantoffel, den sie Maxen, als er in die Wolfsschlucht eilt, etwas ungalant nachwirft, und der späterhin Kaspern auf den Kopf fällt, daß der Bösewicht davon sterben muß. Ein tüchtiger Pantoffel ist es, wie die von Cruikshank gelieferte Abbildung zeigt!

In der Wolfsschlucht erscheinen, Statt des höllisches Heers, alle Personen, die in der letzten Zeit in England Lermen gemacht haben, und die John Bull haßt. Alle neulichst gehangenen Spitzbuben, Bankerottörs, umgeworfene Postkutschen u.s.w. treten hierbei auf, und John Bull, der sie alle kennt, kann freilich seinen Beifall nicht unterdrücken.

Den 3ten Akt eröffnen Agathe und Max mit zwei Drehorgeln, die sie zärtlich gegen einander spielen. Herzbrechend ist der Gesang eines Kinderschwarms, der hier die Stelle der Brautjungfern vertritt, und dem Agathe selbst das Lied einprobirt &c.

[Originale Fußnoten]

  • *) Der Name bedeutet wörtlich die siebente Kugel, und ist also aus dem Freischütz selbst entlehnt.

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler
Korrektur
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Naumburger Anzeiger, Jg. 5, Nr. 95 (4. Dezember 1824), S. 723

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