Aufführungsbesprechung Leipzig: „Der Freischütz“ und „Preciosa“ von Carl Maria von Weber 1823
Correspondenz-Nachricht.
Leipzig am 22. Aprill 1823.
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Was nun die Welt im Kleinen, unser Theater betrifft, so ist es dießmahl stärker besucht, wie andere Frühjahsmessen, weil der rauhe Boreas uns auf die innere Stadt beschränkt und die Dryaden zwingt die grünen Finger in den Knospen zurück zu halten. „Richard Löwenherz“, „Ferdinand Cortez“, und „der Freyschütze“ sind die Helden, welche wechselnd sich herumtreiben und nur aus Artigkeit der Dame „Preciosa“ einer Zwillingsschwester der besser gerathenen Kotzebue’schen „kleinen Zigeunerinn“, mit leichter Musik von Weber, dem „Bräutigam aus Mexico“, dem „Wunderschranke“* und den wohlbekannten „Bürgern in Wien“ Platz machen. Es ist dieser letztere ein gar sonderbarer Gast (Herr Walter seligen Andenkens) an dem man es gleich weg hat, daß er im Komus-Reiche gar nicht eingebürgert ist, und mit Hülfe hier und da aufgeschnappter Wiener-Lappen* gerne für einen echten gelten möchte. Der gute Mann bewegt wohl das Mitleid, jedoch nicht das Zwerchfell. Bey dieser Gelegenheit möchten wir unsern sonst so umsichtigen Direktor fragen: Warum Herrn Walter Gastspiele gestatten, da wir doch an Hrn. Koch einen weit bessern Komiker besitzen, der immer neu, immer originell wenigen andern weichen dürfte, und eine der Zierden unsers Theater ist?
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C. W. K.
Apparat
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Mo, Ran
Überlieferung
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Textzeuge: Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens, Jg. 16, Nr. 57 (13. Mai 1823), S. 228
Einzelstellenerläuterung
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„… hier und da aufgeschnappter Wiener-Lappen“Schminkutensil und Vorläufer der Puderquaste; ein zusammengebundenes Säckchen aus durchlässigem Stoff diente zum gleichmäßigen Bestäuben des Gesichts mit Puder.