Aufführungsbesprechung Mannheim, Großherzogl. Schaubühne: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber am 19. März 1823

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Chronik der Großh. Schaubühne zu Mannheim.

Mittwoch, den 19. März, 1823. "Der Freischütz." Romantische Oper, von Kind; Musik von Weber. (Zehnte Vorstellung.)

Daß die heutige Aufführung dieser Oper, besonders aber der dritte Akt, den früheren Vorstellungen nachstand, lag wohl hauptsächlich darin, weil das Zusammenspiel aller einzeln ansprechenden Personen nicht hinlänglich durchprobirt werden konnte, weil das Mechanische des Stücks nachlässig betrieben wurde, und weil endlich die im Detoniren ausgezeichneten Chöre fast nicht anzuhören waren. Herr Benesch hatte in aller Eile, erst am Morgen der Aufführung, wegen Unpäßlichkeit des Herrn Wiseneder, die Partie des Max übernommen, und war daher, wie natürlich, seiner Sache nicht gewiß, obgleich in mehreren Musikstücken seine schöne Bruststimme recht angenehm wirkte. Welch einen Eindruck mußte nun diese Unsicherheit auf Spiel und Gesang der Demoisell Ludin hervorbringen, welche heute zum Erstenmal die so schwere Partie der Agathe sang, und bei all ihrem natürlichen Talent, bei der bedeutenden Höhe und dem seltenen Tragen ihrer schönen Stimme, jedoch einer tacktfesten Unterstützung bedurft hätte. Jeder billige Kenner wird daher einsehn, daß, wenn es schon an und für sich ein sehr gewagtes Unternehmen ist, zum zweiten Versuch, in der Rolle Agathe’s die Bühne zu betreten, es überdies noch eine junge Sängerin dekontenanziren muß, wenn sie sich auf ihren Mitspieler nicht hinlänglich verlassen kann. Beide Theile verdienen daher weder Rüge noch Tadel, wenn der Eine aus Gefälligkeit fehlte, und die Andere, ausser Fassung gebracht, eine für jetzt fast noch zu schwere Aufgabe, nicht mit hinreichender Festigkeit durchführte. Beiden würde, in diesen sie sehr ansprechenden Rollen, ein herzlicher Beifall nicht entgangen seyn, wenn Zeit und Uebung sie mehr begünstigt hätten.

Schlüßlich ersuchen wir Demois. Ludin sich besonders in den Mitteltönen noch recht fleißig zu üben, uns bald das Vergnügen zu gönnen, sich in einigen kleinen, besonders französischen Gesangsrollen, hören zu lassen, dann wieder zu größern Partien überzugehen, und sich so der allgemein günstigen Theilnahme versichert zu halten, wenn sie in progreßiver Ausbildung, der Erreichung des Künstlerkranzes immer näher und näher rückt.

[…]

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ran Mo

Überlieferung

  • Textzeuge: Charis: Rheinische Morgenzeitung für gebildete Leser, Jg. 3, Nr. 39 (31. März 1823)

        XML

        Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
        so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.