Aufführungsbesprechung Kassel: „Oberon“ von Carl Maria von Weber am 28. Juli 1827 (Teil 1/2)
Correspondenz-Nachrichten.
[…]Aus Kassel.
Am 28. Julius wurde zur Feier des höchsterfreulichen Geburtfestes Sr. K. H. des Kurfürsten zum ersten Male aufgeführt: Oberon, Feenoper in drei Akten, nach dem Englischen von Th. Hell, Musik von C. M. v. Weber.
Bei allen Mitteln, welche stabilen Theatern zu Gebote stehen, wird die Aufführung dieses Werks nur mit Ueberwindung großer Schwierigkeiten statt finden können, wenn der Zuschauer nur einigermaßen befriedigt werden soll; denn, so wie alles, was sich nicht an die Wirklichkeit anschließet, was sich nicht nach dem, was wir fast täglich im Leben schauen, berechnet und glaubhaft darstellt, sich im eigenen Elemente bewegt, so kann es nicht fehlen, daß die Schwingen der Phantasie des Dichters sich oft so schnell bewegen, daß derjenige, welcher diesem Bühnenfluge folgen soll, vor dem Wagstücke zurückschaudert. Glücklich genug, wenn der Dichter, nachdem sein Werk geschaffen ist, bei ruhigem Blute prüft, ob das, was er verlangt, auch ausführbar sey und ob mit einer kleinen Abänderung nicht sehr große Schwierigkeiten gehoben werden können. Am beßten wäre es gewiß, wenn jeder Dichter, welcher für einige Stunden eine Zauberwelt auf unsern Bretern geschaffen hat, seine Vorschriften einem erfahrenen Theatermeister zur Prüfung darlegen wollte. Nicht allein würde dadurch die Ausführung erleichtert, sondern durch Bemerkungen des erfahrenen Mannes könnte selbst noch eine neue und bessere Idee in dem Geiste des Dichters entstehen.
So schwierig nun die Ausführung dieser Oper ist, desto mehr Lob und Anerkennung verdient die hiesige Direction, so wie jeder, welcher irgend einen bedeutenden Antheil an der Ausführung hat, dafür, daß diese Aufgabe so glücklich, erfreulich und so befriedigend gelös’t worden ist. (Der Beschluß folgt.)
Apparat
Zusammenfassung
über die EA des „Oberon“ in Kassel
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Ziegler, Frank
Überlieferung
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Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 11, Nr. 195 (15. August 1827), S. 780