Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater, Juni 1814 bis Oktober 1814

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Korrespondenz und Notizen.

Aus Prag.

Die hiesige Zeitung enthält folgende Bekanntmachung *): Je beglückender für unser deutsches Vaterland, und selbst für alle Völker Europas der entscheidende Tag sich neigte, an welchem die Beharrlichkeit und Tapferkeit der Verbündeten in Leipzigs Ebenen den vollkommensten Sieg über Herrschsucht und Tyrannei erfocht, desto unvergeßlicher wird dieser glorreiche Tag in Teutschlands Geschichte dem Urenkel glänzen, und ihm ein ewiges teutsches Nationalfest bleiben.

Sollten wir nun, die die Ketten der Unterdrückung zerbrechen sahen, die wir Zeugen der großen Ereignisse waren, diesen entscheidenden Tag für Deutschlands Freiheit und Glück nicht mit einer Feier schmücken, die zugleich auch unsern Nachkommen als Nationalfeier in gleicher Form der Wahrheit und Schönheit, so wie eines edeln damit verbundenen Zwecks wegen verehrlich und heilig bliebe? Zwar werden Bildner- und Malerkunst bleibende Werke zur Verewigung dieses Tages erschaffen, und des deutschen Genius Griffel in epischen und lyrischen Gesängen voll Hochsinn und Vaterlandsliebe wetteifern, aber auch die Anschauung bedarf hauptsächlich an diesem Tage der dramatischen Kunst, die es vermag, die stärksten und feierlichsten Eindrücke durch die mimische Darstellung zu gewähren.

Von dieser Idee ergriffen hat der Direktor des hiesigen ständischen Nationaltheaters Liebich, der seines regen Patriotismus wegen rühmlich bekannt ist, schon im Monate Juni d. J. dem hohen Landespräsidium den Antrag gemacht, zur zweckmäßigen Feier dieses Tages, alljährlich auf seine Kosten ein großes Schauspiel zu geben. Er verband damit die Idee, ein solches Nationalschauspiel von einem der ersten Dichter Deutschlands schreiben zu lassen, und es jährlich nur einmal am 18ten Oktober auf die Szene zu führen. Der Ertrag der Einnahme wäre unsern wackern, im heiligen Kampfe invalid gewordenen, Kriegern zuzuwenden.

Zu wünschen wäre es, daß eine solche Idee auf allen deutschen Bühnen Eingang fände, und ein erhebender Gedanke müßte es seyn, zu wissen, daß an diesem Tage, an welchen sich so große Erinnerungen knüpfen, auf allen Bühnen Deutschlands ein deutsches Nationalfest mit einem dramatischen Meisterwerke zu einem und demselben edlem Zwecke gefeiert werde. So würde Deutschland das schönste und erhabenste Nationalfest dramatischer Kunst bis auf seine spätesten Enkel verpflanzt sehen.

[Originale Fußnoten]

  • *) Es ist um deren Mittheilung auch in diesen Blättern gebeten worden. d. Red.

Apparat

Generalvermerk

textgleich abgedruckt im Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 8, Nr. 250 (19. Oktober 1814), S. 1000

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Mo, Ran

Überlieferung

  • Textzeuge: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 14, Nr. 202 (11. Oktober 1814), Sp. 1616

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 8, Nr. 250 (19. Oktober 1814), S. 1000

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