Prag, Bericht über die Feierlichkeiten zum Jahrestag der Schlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1814
Oesterreichische Staaten.
Prag, am 19. Oktober.
Der große Tag – der 18. Oktober – an welchem im verflossenen Jahre in der entscheidenden Schlacht bei Leipzig durch die Tapferkeit der verbündeten Heere die Unabhängigkeit der Nationen Europens entschieden und ein allgemeiner Friedenszustand vorbereitet worden ist, wurde gestern hier durch ein in der Metropolitankirche abgehaltenes Hochamt und Te Deum gefeiert.
Das k. k. Linieninfanterie-Regiment Erzherzog Rainer, die Militärerziehungsknaben und sämmtliche bürgerliche Militärcorps zogen in Parade mit Musik vor die Metropolitankirche, wo sie während dem Gottesdienste die üblichen Salven abfeuerten, welche durch Kanonenschüße von den Wällen beantwortet wurden.
Alle hohen Civil- und Militärauthoritäten, der Adel, die Generalität, das Offiziercorps, und ein zahlreiches Publikum wohnte der Feierlichkeit bei, um dem Himmel für den Segen, der den gerechten Waffen verliehen worden war, innig zu danken und diesen fernerhin für das Wohl unsers geliebten Landesvaters zu erflehen.
Bei dem Abmarsche des k. k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer nach geendigtem Gottesdienste brachten sämmtliche bürgerliche Militärcorps diesem braven Regimente ein lautes oft wiederholtes Vivat.
Am Abend dieses für Teutschland ewig denkwürdigen Tages ward durch die Veranstaltung des durch seinen Patriotismus schon längst rühmlich bekannten Theater-Direktors und Unternehmers, Karl Liebich, bei voller Beleuchtung des ständischen Schauspielhauses das Schauspiel: Herrmann Fürst der Cherusker oder die Waldschlacht der Teutschen, unter einem sehr zahlreichen Zuspruch von Zusehern aller Stände aufgeführt, und die Einnahme – welche wir nachträglich zur Kenntniß des Publikums bringen werden* – dem Aushülfsfonds des p‡rager Invalidenhauses zur Unterstützung der wackern im heiligen Kampfe für Teutschlands Freiheit invalide gewordenen Krieger gewidmet.
Zum Besten eben dieses Fonds wurde auch ein von Hrn. Herbst verfaßter Prolog und ein Gedicht als Erinnerungsfeyer der merkwürdigen Tage bei Leipzig – letzteres von der v. Schönfeld’schen Hofbuchdruckerey unentgeldlich verlegt – bei der Theaterkasse verkauft.
Ewig wird dieser merkwürdige Tag ein Tag der Feyer und des Jubels für Teutschland, für Europa bleiben. –
Apparat
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Joachim Veit
Überlieferung
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Textzeuge: Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 1, Nr. 293 (20. Oktober 1814), S. 797
Textkonstitution
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„p“sic!
Einzelstellenerläuterung
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„… Kenntniß des Publikums bringen werden“Vgl. Kaiserlich-Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 1, Nr. 300 (27. Oktober 1814), S. 825.