Bericht über die erste Aufführung des „Oberon“ in Leipzig am 24. Dezember 1826
Deutschland
Leipzig, 23. Dec. […]
[…] Am Geburtstage des Königs wurde Maria v. Webers Oberon zum erstenmal in Deutschland auf die Bühne gebracht. Küstner hatte sich dazu die Musterbilder vom Theater am Coventgarden kommen lassen, und nichts gespart, um diese Feenoper mit allem Zauber des Schaugeprängs auszustatten. Sänger und Orchester boten alles auf, um den ungemeinen Forderungen des verewigten Tonsezers zu genügen, dessen Chöre allerdings auf sehr vielstimmige Besezung und gewaltiges Orchester berechnet sind. Ein sehr tief eindringender Kenner urtheilte von dieser Musik: „Wenn das Gewicht des Erdgeistes an den Fersen des Freischützens hängt, so hört man hier den Flügelschlag der Himmelsgeister, welche das Gute der irdischen Quaal entziehen, und in das Lichtreich tragen, dem sie angehören.“ Die Komposition ist Weber’s eigene Apotheose, übertrift alle seine vorhergehenden Leistungen, und war für die brittischen Ohren des John Bull sicherlich zu fein, woher es denn kam, daß der Meister dort nur wegen des Freischützen bewundert wurde. Die Weihe des Tages* sprach ein Prolog von Meth. Müller aus. Noch im Januar soll das Benefiz für Webers Familie auf unserer Bühne mit einer Aufführung des Freischützen, und Tableaus nach seinen übrigen Opern, gegeben werden*. Bis jezt haben nur erst vier deutsche Bühnen ihre unläugbare Schuld an Webers Hinterlassene abgetragen. Hat das Publikum da, wo es noch nicht geschah, keine Stimme?
Apparat
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Solveig Schreiter
- Korrektur
- Eveline Bartlitz
Überlieferung
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Textzeuge: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jg. 30, Nr. 8 (8. Januar 1827), S. 29–30
Einzelstellenerläuterung
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„… seinen übrigen Opern, gegeben werden“Benefiz am 19. März 1827 für die Hinterlassenen Webers mit Aufführung des „Freischütz“ und Webers Gedächtnisfeier (Gedicht mit Musik und Bildern von Heinrich Stieglitz): Lützowsche Jäger und Körnerlied „Was glänzt dort im Walde“, Bauernhochzeit aus „Euryanthe“ mit „Der Mai bringt frische Rosen“; Euryanthe und König mit Jägerchor „Die Thale dampfen, die Höhen glühn“; nächtlicher Zigeunerzug aus „Preciosa“ mit „Es blinken so lustig die Sterne“; schlafender Oberon und Elfen mit „Leicht, wie Feentritt nur weht“ aus „Oberon“; Schlussbild: Oberon, Preciosa, Max und Euryanthe mit verschiedenen Kränzen geschmückt, die die Büste Webers mit Lorbeerkranz behängen; Darstellung musste 4x wiederholt werden; Einnahmen für die Hinterbliebenen Webers (613 Thaler 20 Groschen); vgl. Karl Theodor Küstner, Rückblick auf das Leipziger Stadttheater. Ein Beitrag zur Geschichte des Leipziger Theaters, nebst allgemeinen Bemerkungen über die Bühnenleitung in artistischer, wie finanzieller Hinsicht, Leipzig 1830, S. 160–162.